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ganzer Massen in den Gewändern sehr unscheinbar, daher
es auch im Museum. zu Berlin nicht öffentlich ausgestellt
ist. Für den Kunstforscher gewährt indessen diese Beschä-
digung den Vortheil zu sehen, wie Rafael bei Verfertigung
des Bildes zu Werke ging, Denn auf der nun blass liegen-
den, ungrunmlirten Leinwand sieht man deutlich, wie Rafael
mit einer R0llPfQ(lßl' oder einem spitzen Pinsel den Ent-
wurf mit 'l'intc darauf gezeichnet hat.
Gestochen von Eduard Eichens. 1536. gr. fol.
Nach einer Notiz im "Saggio intorno le pitture di F.
Filippo Lippi e di Giovanni lspanoz" des Duca Pompeo Be-
nedetti de' Conti di Montevecchio, hat Jacopo du Norcia
eine gute Copie des Bildes gemacht. Siehe Pungileoni, Ei.
stor. di RaHaello Santi p. 18.
Madonna
der
Gräfin
Anna
Alfani.
Auf Holz.
Hoch
breit
1211 ,
Maria, halbe Figur, sitzt auf einer Bank und hält mit
beiden Händen das auf ihrem Schoos rechts stehende Je-
suskiild. Dieses hält sich mit der Rechten an dem leichten
Schleier auf der Brust der Mutter, und schaut, das Köpf-
chen links gewendet, lieblich nach aussen, während jene,
nach der andern Seite gerichtet, die Augen (lemuthsvoll
niederschlägt. Oben in den Ecken des dunkelblauen Grun-
des schweben zwei Cherubimkölafchen mit auf- und nieder-
gesenkten Blicken. An der Einfassung des Kleides an der
Brust sind in die Verzierung die Buchstaben R. d. U. ein-
geschrieben. Siehe I. S. 64.
Obgleich die Behandlungsweise Avon einer Ausführung
und Zartheit ist, wie sie nur Rafael in so hohem Grade
in der Schule des Peruginc besass, und das Bild hiedurch
den genialen Urbinaten verräih, so ist doch die Composi-
tion seinem Meister entnommen. Das früheste mir bekannte
Exemplar einer so componirten Maria mit dem Kinde be-
findet sich in dessen grossem Altarblatt, Madonna mit IIei-
ligen in der Kirche S. Maria nuova zu Fano vom Jahr 1497.
-Auch in dem Altarblatt in der Kirche S. Axinunziata zu
Florenz treffen wir dieselbe Composition in der Figur der