Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Zweiter Theil)

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dem 
Leben 
Christi. 
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bei deren Beschreibung näher angeben will. Diese Tape- 
ten sind von einem höhern Format als die erstern und 
sehr ungleich in der Breite; auch unterscheiden sie sich 
noch dadurch, dass sie ringsum mit einem breiten Rand 
von Blumengewiilmlen reud andern Ornamenten umgeben sind. 
Ein päpstliches Wappen, oder ein päpstlicher Name kommt 
nirgends vor, was doch sonst bei allen Werken, welche 
Päpsten ihr Dasein verdanken, nie zu fehlen pflegt; dieser 
Umstand könnte für sich schon als Beweis dienen, dass sie 
nicht durch einen Papst bestellt worden sind, wie man 
es zuweilen geglaubt hat. Die Aufseher nennen sie tradi- 
tionell: Arazzi della. scuola nuora. Da diese Benennung im 
Gegensatz der Tapeten der Scuola veechia, worunter die 
der Apostelgeschichte verstanden werden, angewendet wird, 
so bedeutet dieselbe so viel als Tapeten nach Compositio- 
nen der Schüler Rafaefs. Nach Fea: Nuova Descrizione di 
Roma, dienten sie längere Zeit zur Ausschmiickuilg des un- 
ter Paul V zerstörten Theils der alten vatieanischen Basi- 
lika; später hing man sie bei hohen Kirchenfesten in die 
Vorhalle der Peterskirche auf; jetzt sind sie mit den Ta- 
peten der ersten lteihefolge in den nach Pius V benannten 
Zimmern im Vatican aufgestellt. 
203. 
Der 
Kindermord. 
Drei schmale Tapeten. 
Ursprünglich gehörten die Darstellungen dieser drei 
'l'apetex1 nur einer Composition an; diese wurde aber von 
den Schülern RafaeYs nach ihren Zwecken getrennt. Wie 
hätte es auch in der That Rafaelen einfallen sollen densel- 
ben Gegenstand, wenn auch auf die mannigfaltigste Weise, 
dreimal bei zwölf Bildern aus dem Leben Christi darzu- 
stellen? Diese Sonderbarkeit erklärt sich nur durch den 
Umstand, dass die Schüler die vorhandene reiche Compo- 
sition ihres Meisters für ihren Zweck benutzen wollten und 
vielleicht grade für die bestimmte Localität drei schmaler 
Tapeten bedurften. 
Die Originalzeichnung unserer Composition ist im Besitz 
des Professors Posselger in Berlin; siehe Verz. N. 258, wo
	        
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