Die
des
Loggien
Va tican.
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der Regierung in Florenz annahm und damit auf die WVorte
Christi anspielte: „Mein Joch ist sanft und meine Last ist
leicht." Die vier Seiten einer jeden Kuppel zeigen immer
vier quadrate Bilder, von denen 48 aus dem Alten Testament,
die 4 letzten aus dem Neuen genßmmßh Sillll- Siß werden ge-
wöhnlich Rafaefs Bibel genannt. Reiche Ornamente in
Farben und in Stuck umgeben sowohl diese Bilder, als auch
die Pilaster nach innen damit bekleidet sind; die Umgebungen
der Fenster, die aus Zimmern in die Loggien gehen, schmücken
reiche Blumen- und Fruchtgewinde, und unter ihnen befin-
den sich reliefartig gemalte Darstellungen aus der Bibel,
welche in Bezug auf die obern Malereien stehen. Zu al-
len diesen Bildern und Ornamenten, welche letztere zum
Theil im Geschmack der antiken Grottesken gehalten sind,
machte Rafael die Entwürfe; dieses berichtet uns nicht nur
Vasari, sondern ist auch aus verschiedenen noch vorhande-
nen Zeichnungen zu den Bildern und der unvergleichlichen
Schönheit und Eigenthümlichkeit der Verzierungen erweis-
-lich; letztere stehen selbst so einzig da, durch ihre An-
muth und den lteichthum der Phantasie, dass selbst Ra-
fael's ausgezeichneteste Schüler sie nie zu erreichen im
Stande waren. Dieses bezeugt z. B. die Sala Borgia und
die Halle der Villa Madama, welche Giulio Romano, Gio-
vanni da Udine und Perino del Vaga aufs reichste ausge-
schmiickt haben. Es ist öfters behauptet worden, dass Ita-
fael die Verzierungen der vaticanischen Loggien antiken
Vorbildern entlehnt habe; dieses kann aber, streng genom-
men, keinesweges zugegeben werden, denn wenn er auch
den allgemeinen Charakter und zuweilen einzelne Theile,
namentlich einige Stuckarbeiten antiken Bildwerken ent-
nahm, so sind doch alle übrige Ornamente von den uns
bekannten des Altertlnlms so sehr verschieden, dass nur in
dem durchgehenden antiken Schönheitssinn und. dem hei-
tern Spiel der Phantasie eine Übereinstimmung mit den
antiken sogenannten Grottesken zu linden ist. Wie unge-
griindet aber die Beschuldigung sei, welcllc Rafael des
Plagiats und der Zerstörung antiker Malereien beschuldigt,
indem man einer Stelle im Serlio eine falsche Anwendung