Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Zweiter Theil)

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Borgla. 
welche das bei ihr kniende Kind anhält seine Händchen 
bittend zu erheben und sein Flehen um IIülfe mit dem des 
Papstes zu vereinen, gleichsam mehr, als auf ihre eigene, 
auf seine, der Unschuld Bitte, die nie unerhört bleibt, 
trauend. Wie nun Rafael durch solche einfache, naive 
Züge die Begebenheit des Ilintergrundes mit denen des 
Vordergrundes verband, so auch die vordern Gruppen un- 
ter sich: durch die Flucht aus dem links brennenden Ilause 
geschreckt, birgt eine kniende Mutter ihr Kind in ihren 
Schoos, während eine andre Mutter in der Verwirrung und 
Angst ihre zwei Kinder zur Flucht nach der Seite hintreibt, 
von welcher die andern lliehen. Bewundrungsxvürdig ist in 
den Kindern die Andeutung der Verschiedenheit des Be- 
tragens der zweierlei Geschlechter, denn "indem das ältere 
Mädchen aus einer Art Gefühl von Scham die Hände auf 
die Brust hält und auf der Mutter hYorte hört, rauft sich 
dagegen der Knabe die Haare und schreit, in heftiger Be- 
wegung dahinrcnnend, laut auf.  Zur rechten Seite er- 
blicken wir die thätigen Bemühungen von Männern und 
Frauen, das Eeuer zu löschen; von vorzüglicher Schönheit 
ist das Weib, welches einem jungen Manne zwei Gefässe 
mit Wasser reicht, und deren blaues Gewand, vom Winde 
heftig bewegt und in die malerischsten Lagen gebracht, ih- 
rer schönen Gestalt neue Reize verleiht. Noch berühmter 
ist die Wasserträgerin, die, mit einem G-efässe auf dem Kopf, 
vorn die Stufen herabsteigt und deren schöner Wuchs und 
mächtige Formen durch die stark bewegte Kleidung auf das 
bestimmteste durchseheinen. Siehe I S. Qßl._llafael zeigt 
sich in diesem Gemälde als vollendeter Meister, der ein 
Jedes zu erreichen im Stande ist, was er will. An dra- 
matischem Interesse, an Schönheit der Composition, an 
Meisterschaft in der Ausführung wird dieses Bild von kei- 
nem seiner andern ilberbßten. Bei der Zeichnung des Nack- 
ten dagegen, die hier sehr in Anwendung kam, liess Ra- 
fael sich mehr von dem Bestreben leiten, gleich wie Mi- 
chel Angela zu thun pllegte, ein gewisses Ideal der mensch- 
lichen Bildung darzustellen, die in einer ungewöhulichell 
Fülle bestellt, als sich strenge an das Studium der Natur
	        
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