heilige
Die
(Jiicilia.
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entschiedene Gegensätze bilden; aber sie sind durch die
zärtesteu Übergänge gemildert; auch treffen wir überall den
Ilaxiptmassen entsprechende Farben, die verbindend wirken
So z, B. ist das glänzend gelbe Kleid der h. Cäcilia durch
grüne Ornamente gemildert, und findet in dem goldstofiiien
Priesterkleid des h. Augustinus, in den blonden IIaareu des
Johannes und den bräunlichen und gelblichen Tönen der In-
strumente und des Erdreichs entsprechende und verbindende
Färbungen. Die bläulichen Silbertöne der Orgel bilden ei-
nen wohlthnenden Übergang zu den blauen und violetten
Massen von Uagdalenexis Kleidung und stimmen mit der
Bläue des Himmels und dem Schwerte des Paulus. Dessen
schwarzes Ilaupthaar findet ein entsprechendes Schwarz im
Adler des Johannes", und so liesse sich bis aufs Letzte die
wundervolle Harmonie und Verbindung der Farben in die-
sem Bilde nachweisen; hier möge es geilügeil darauf auf-
merksam gemacht zu haben. Ilinsichllich der Carnatiou,
so ist sie nach den Charakteren verschiedenartig und ihnen
entsprechend gehalten, daher mehr idealisch, als in den
(rinzelnen Tönen dem Wirklichen genannachgefarbt, was Ra-
fael überhaupt nur bei Portraiten, und da selbst mit Vor-
walten des Localtons zu thun pflegte. Der Auftrag der
Farben ist breit, aber mit grosser Sorgfalt behandelt; die-
ses ist auch der Fall bei den Musikinstrumenten, welche,
wie uns Vasari berichtet, durch Giovanni da Udine ausge-
führt sindm Da dieser erst nach dem im Jahr 1511 erfolg-
ten Tod des Giorgione nach Rom zu Rafael kam, so er-
gibt sich schon hieraus die Unrichtigkeit der Angabe der-
jenigen, welche das Gemälde im Jahr 1510 ausgeführt glau-
ben vielmehr glaube ich es selbst erst einige Jahre nach
der um 1513 erfolgten Bestellung durch Lorenzo Pucci,
Cardinal von S. S. Quattro, vollendet. Hierdurch fände
sich auch 'die Angabe des Vasari bestätigt, daSSlFrancesco
1) Diese Annahme beruht auf einer lateinischen lnschrift in
der Capelle der h. Cäcilia in S. GlOVülllll in Monte bei Bologna,
worin das Jahr 1510 als das der Stiftung angegeben wird. Allein
da dieses Documenta erst vom Jahr 1695 stammt, so dürfte zufolge
anderer Angaben auch hier ein Irrlhuxu vorgefallen sein.