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Genzälzle
Q3072
1513
bis
1515.
in der Sacristei der Kirche S. Lorenzo zu Florenz ist eins
der herrlichsten Werke von Michel Angele.
Durch Vasari wissen wir, dass Rafael sowohl des Gin-
liano, als auch des Lorenzo Bildniss malte; er rühmt an
ihnen das vorzügliche Colorit und sagt, dass sie sich zu
seiner Zeit bei den Erben des Ottaviano de' Medici befän-
den. Wohin sie seitdem gekommen, darüber schweigen alle
Nachrichten; nur soviel habe ich erfahren, dass ein ganz
ähnliches Bild wie nachfolgend beschriebene Copie, vor ei-
nigen Jahren aus dem Hause Gaetano Capponi in Florenz
an einen Ausländer verkauft wurde. Jene Copie nach Ra-
facPs Portrait des Giuliano, in derFlormatiner Galleric be-
findlich, wird im Inventarium der Kilnstgegenstände in-der
Tribune von 1635 dem Vasari, jetzt aber, wie mir scheint,
mit mehr Recht dem Alessandro Allori zugeschrieben. Es
ist ein Brustbild, fast von vorn gesehen, etwas links ge-
wendet. Die Medieäischen Familienzüge sind unverkennbar.
Giuliano trägt einen kurzen Bart; sein Haar, in ein gelbes
Netz gebunden, bedeckt ein schwarzes Barett mit drei gold-
nen Spangen und einem angehcftetexz Zettel; der Hals ist
bloss; über eine scharlachrothe Weste und ein schwarzes
Kleid trägt er ein weites Oberkleid von grauem Damast mit
braunem Pelz besetzt. Seine Rechte, die sich auf die Linke
stützt, hält ein zusammengelegtes Blatt Papier. Der Hin-
tergrund ist grün. Beiliegend gebe ich auf Tafel VII eine
von Luclzcig Grauer gestochene Abbildung des Portraits,
mit dem Wunsche, dass sie zur Auflindung des Originals
Veranlassung geben möchte.
Rafael hatte zu zwei verschiedenen Zeiten Gelegenheit,
des Giudiano Bildniss zu malen: Einmal als er im Jahr 1513
seinen Bruder, den Papst Leo X, in Rom besuchte und un-
ter grossen Feierlichkeiten in die Rechte eines römischen
Bürgers aufgenommen wurde; dann im Jahr.l514, als er
sich mit seinem Neffen Lorenzo daselbst befand. Von Leo-
nardo da Vinci haben wir folgende Notiz, die sich auf dem
ersten Blatt des Codex X befindet „der herrliche (il
magnilico, wie man ihn zu nennen pflegte) Giuliano de' Me-
dici reiste am 9. Januar 1515 bei 'l'agesanbruch von Rom