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107.
Der Heerzug
Wandgemälde.
Attilzfs.
Attila der Ilunnenkönig, auf einem schwarzen Pferde
mit weisser Blesse sitzend, kommt mit seinen wilden Völ-
kerschaften verheerend durch Italien nach Rom gezogen 1),
als ihm plötzlich deren Schutzheilige, die Apostel Petrus
und Paulus, drohend erscheinen und ihn, vom Schrecken er-
griffen, bewegen dem Ansinnen des Papstes Leo I, Italien
zu verlassen, Gehör zu geben. Attila, in der Mitte des
Bildes, kommt an der Spitze seiner IIorden von der Seite
rechts; zw'ei Krieger zu Fuss, den Weg nach Rom zeigend,
gehen ihm voraus, zwei Reiter mit wilden Pferden, von
denen einer nach Art der Sarmaten auf der 'I'rajanischen
Säule mit einem gelb metallnen Schuppenpanzer bekleidet
ist, sprengen auf dem Vordergrund einher, während un-
zählige andere mit Fahnen und IIörnern aus einer Berg-
schlucht hervorbreclien. Die Apostel, mit Schwertern ver-
sehen, schweben oben zur Seite links, über dem Papst, hier
das Bildniss Leo's X, welcher in Ehrfurcht gebietender
Ruhe und Würde auf einem weissen Zelter sitzt, den ein
Reitknecht bei dem Zaum führt; im Costum der damaligen
Zeit wird er von zwei Cardinälen, einem Kreuzträger und
Kolbenträger und anderm Gefolge, sämmtlich Portraite, bef
gleitet. Die Ausführung auch dieses Frescobildes ist mei-
sterhaft, überaus lebendig in der Zeichnung und klar in
der Färbung. Dass man in dem Kolbenträger (Mazziere)
das Bilduiss des Pictro Perugino erkennen will, ist eben so
unbegründet als die Behauptung, dass Attila das Bildniss
Ludwigs XII vorstelle. Indessen erscheint die Vermuthung,
dass der dargestellte Gegenstand eine Anspielung sei auf
die Vertreibung der Franzosen aus Italien, welche Leo X
durch die Waffen der Schweizer bewirkte, um so annehm-
barer, als in dem von W. Roscoe III p. 399 bekannt ge-
1) Nach Gabriele Bertazzoli: Sopra il nuovo sostegno di G0-
vernolo, wäre Leo I dem Attila bis an den Fluss Oglio in der Nähe
der Feste Governolo, oder Governo, wie sie Dante im 20 Gesang
nennt entgegengegangen und hätte dort dessen Rückzug bewirkt.