Die Schale von Athen. 105
derlegungen, denen sich viele andere beifügen liessen, mö-
gen hier genügen.
Über die Vorzüge und Eigeuthülnlichkeiteir des Ge-
mäldes der Schule von Athen ist schon manches im ersten
Theile berichtet worden, daher ich mich begnüge hier nur
noch eine Stelle aus d'en Propyläen der Weimarer Kunst-
freunde mitzutheilen. Darin heisst es unter andern: „In
der Schule von Athen ist unser Künstler schon mehr Ma-
ler, mehr Colorist geworden, als in der Disputa, und selbst
im Paruasse; er wechselt in den Tönen schön ab, ohne
der Übereinstimmung des Ganzen zu schaden. Weder das
Mechanische noch da Wissenschaftliche in der Kunst hin-
dert das Streben und Wirken seines Geistes mehr; Alles
ist kühner gedacht, mit mehr Freiheit und Geschmack an-
gelegt, geordnet, vertheilt; die Falten der Gewänder sind
breiter, zierlicher, sorgfältiger gewählt; die Massen von
Licht und Schatten reiner, grösser, weniger unterbrochen,
und daher wirksamer und deutlicher."
Leider hat dieses Frescobild mehr als die übrigen
des Zimmers gelitten, was nicht allein dem vernachlässig-
ten Zustande der Stanzen bis zur Zeit des Carlo Maratti
zuzuschreiben ist, der sie in den Jahren 1702 und 1703
mit Hülfe seiner Schüler Bartolomeo Urbani, Pietro de'
Pietri und Andrea Procaccini sorgfiltig wieder her-
stellte, sondern hauptsächlich dem häuligeil Durchzeichnen
muss beigemessen werden, wodurch zuletzt der glatte Far-
benüberzug verletzt ward und die Umrisse von ihrer Be-
stimmtheit und Schärfe verlieren mussten. Diesem Unwe-
sen ist zwar jetzt, aber wie es meist zu geschehen pflegt,
etwas spät gesteuert worden.
Entwürfe und Studien zur Schule von Athen.
a) Der Originalcarton in schwarzer Kreide ausgeführt.
In der Sammlung der Ambrosianisrken Bibliothek zu Mailand.
Verz. N. 151.
1) Siehe hierüber den
Carlo Maratti von Bellori p.
Bericht
93.
VOR
Urbani
im
Leben
des