104-
Zimmer
della
Segna tura.
stenthum predigen. Es ist daher ein Verdienst des Bel-
lori in seiner „Descrizi0ne delle immagini dipinte da Ba-
faello nelle camere del Vaticano. Roma 1695" kl.fol. eine
umfassende und den I-Iauptgegenstand richtig angehende
Beschreibung jenes Gemäldes geliefert zu haben. Im Ein-
zelnen folgte er indessen aus Mangel an gründlicher Kennt-
niss unsichern Nachrichten und Überlieferungen, auf denen
seitdem, oft sehr willkürlich, fortgebaut worden ist.
Die Portraite anbelangend, welche im Gemälde der
Schule von Athen angebracht sind, so ist zu erinnern, dass
zu Rafaefs Zeiten nur sehr wenige von denen der antiken
Philosophen aufgefunden waren; Rafael scheint selbst nur
das des Sokrates gekannt zu haben. Die Bildnisse, welche
Vasari von des Künstlers Zeitgenossen angibt, sind die der
Herzoge von Urbino und von Mantua, des Bramante, des
Perugino und das des Malers selbst. Spätere Schriftsteller
wollten in der mächtigen Gestalt des vorn bei den Schii-
lern des Aristotele stehenden Stoikers, mit kahlem Kopf
und langem Bart, das Bildniss des Cardinals Pietro Bembo
erkennen; allein dieser war, als Rafael starb, erst 40 Jahr
alt, liess sich auch, wie aus seinem Briefwechsel mit Ti-
tian hervorgeht, erst viel später den Bart wachsen. Mon-
tagnani vermuthet dagegen, dass unser Philosoph den Car-
dinal Bessarion vorstelle, welcher des Aristoteles Metaphy-
sik ins Lateinische übersetzt. Auch befand sich dessen
Bildniss, von Bramantino gemalt, ehedem im Zimmer des
Ileliodor. Da uns dieses indessen nicht bekannt ist, die
Sitte, sich den Bart wachsen zu lassen, auch nicht im 15.,
Sondern erst zu Anfang des 16. Jahrhunderts von Geistli-
chen angenommen wurde, so scheint mir jene Angabe noch
zweifelhaft. Sicher ein Irrthum ist es, wenn 'l'0rrigo (Sao.
Grotte Vaticane- p. 278) in der Figur des Astrologen das
Bildniss des Grafen Castiglione zu erkennen glaubt, da es
mit dem von Rafael gemalten nicht die geringste Ähnlich-
keit zeigt. Noch unglücklicher ist die Angabe, dass in die-
ser Figur Gio. della Casa portraitirt sei, indem derselbe,
als Rafael starb, noch "ein Knabe war. Diese wenigen Wi-