Erste
[leise
nach
Urbino.
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von Chernbim umgeben, ziert noch den alten Altar; wohin
aber die beiden kleinern Bilder, eine Verkündigung vor-
Stellelldv hülädtoninieii sind, ist mir unbekannt. Der wahr-
haftKafaelisehe Geist, welcher in allen 'l'heilen herrscht,
SOWlC das genauere Naturstudiilm, welches sich besonders
in den Händen bemerklich macht, haben schon öfters zu
der Meinung Anlass gegeben, Rafael habe in diesem Werke
dem Meister bedeutende Hülfe geleistet; eine Ansicht, wel-
che eine neue Bestätigung durch die Stndienzeiehmulg nach
dem Leben zum Erzengel Raphael mit dem kleinen Tobias
erhält, die Lawrence besessen und von Rafael herzu-
rühren scheint. Den grossen Vorzügen des Werkes nach,
muss übrigens angenommen werden, dass, wenn Rafael wirk-
lieh an dessen Ausführung Theil genommen, dieses nicht
vor dem Jahr 1503 könne geschehen sein, indem die Bil-
der, die er in Citta di Caslello gemalt, bei weitem hinter
der Durehbildung des Einzelnen bei den Bildern aus der
Carthause zurückstellen.
Während Rafael freudig in seinem Beruf unter der
Leitung des Perugino beschäftigt war, wurde er von Ur-
bino aus durch neue Zwistigkeiten gestört, welche trotz ei-
nes frühern Vergleichs zwischen seiner Stiefmutter und sei-
nem Vormunde ausbrachen. Er entschloss sich daher im
Jahr 1499 selbst nach seiner Vaterstadt zu gehen um
wo möglich durch seine persönliche (iegenwart diesen Un-
frieden zu einem Frnde zu bringen Dieses gelang ihm nun
auch bei seinem liebevollen, versöhnlichen, ich möchte sa-
gen engel-milden Wesen vollkommen. Er bewilligte seiner
Stiefmutter für die weitere Pflege ihrer kleinen Tochter
Elisabetta zwei Jahre Unterhalt und eine Vergütung von
26 Gulden, welche das Jahr darauf ausbezahlt wurden. S0
1) Dieses schliesse ich mit P. Pungileoni aus dem Umstande,
dass im Document des Vergleichs von 1499 gesagt ist, Bernardinaa
Sei mit D. Bartololneo und Rafael überelngekommen . wäh-
rend es im Document des völligen Abschlusses von 1500 heisst: D0-
Bartolomeü Stipulanti pro se et nomine Raphaelis fll. dictiJoalllliß etc-
s- im Anhang I. Artikel Bernardixla Parte.