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Lehrling.
Venedig mit einer Dcdication an den Ilerzog Gnidubaldo
von Urbino drucken liess Allein alle diese Angaben
sind eben so wenig historisch begründet, als wahrschein-
lich bei der damals noch grosseil Jugend Rafaefs.
Begründeter dürfte unsere Vermuthung sein, dass Ra-
fael kein Bleiben mehr im väterlichen Hause haben konnte,
nachdem Seine Stiefmutter hier einen solchen Unfrieden an;
gerichtet hatte, dass sie selbst nicht mehr darin wohnen
wollte, dafür aber Entschädigung an (ield verlangte; wälr
rend andererseits ihr Schwager Don Bartoloineo ihr die Bee
friedigung selbst rechtmässiger Anforderljng-en versagte, so
dass es zu Klagen und Entscheidungen vor dem geistlichen
Gerichte kam, in welchem zum wenigsten der Name Ra-
fael's., als des Ilaupterben des Vermögens mit verliochten
wurde, "wie dieses jetzt noch aus den Acten zu erse--
hen ist 2).
Ilnter solchen Umständen traf wohl lialäels Üheim Si-
monc Ciarla mit dem V ornnnlde Don Bartolomeo die Über-
einkunft, das sich mächtig entfaltende '_l'alent seines ge-
liebten Neffen zur Leitung und Ausbildung einem der ersten
Meister der Zeit anzuvertrauen. Da nun Urbino damals
durch das Ansehn seines Fürsten mit allen grossen Städten
Italiens in Verbindung stand, so dürfte über die Wahl des
Meisters manches hin- und hergesprochen worden sein.
Andrea Mantegna, wie wir wissen, war vom alten Giovanni
besonders hoch geachtet; Francesco Francia zu Bologna
fand in Timoteo Viti seinen Vorsprecher; in Venedig hatte
Giovanni Bellini eine blühende Malerschule gegründet, und
ans Mailand hörte man von den Wundern des Leonardo
da Vinci; allein in der Nachbarschaft, in Perugia lebte
Pietro Vannucci aus Citta della Pieve, den schon Rafaefs
1) Nachrichten über diesen Gelehrten theilt Pungileoni mit im
Giornale Arcadico'1835 vol. LXII u. LXIV. S. auch den Bericht
darüber von Dr. Gaye im Stuttgarter Kunstblatt vom 30. August 1836.
S. im Anhang I.
Bernardina.
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