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RufaeFs früheste
Werke.
und Lebendigkeit auffallend verwandte Mozart schon als
Kind seine Kinderspiele verliess, um Musikstücke zu -ent-
werfen, die seinem Vater Freudenthränen entlockten, und
dann wieder zu seinen Spielen zurückkehrte.
Leider hat sichevon Rafaefs frühsten Versuchen nichts
erhalten und selbst die Nachrichten aus ältern Handschrif-
ten in Urbino sind darüber höchst ungenügend; indessen
wollen wir sie hier mittheilen. Nach einer Angabe in ei-
nem Manuscript der Bibliothek Biancalana malte "er als Knabe
in der Capelle der Familie Galli in der Kirche S. Fran-
cesco zu Urbinor die aber bei Erneuerung der Kirche zer-
stört wurde. Verschwunden sind auch die vier Bilder mit
heiligen Franciscanern, welche ehedem die Thüren der Or-
gel in derselben Kirche schmückten und in dem ebener-
wähnten Manuscript als eine Jugendarbeit Rafaelis angege-
ben sind. Wir haben indessen schon gesehen, dass diese
Bilder vielmehr von Giovannfs Hand gewesen sein dürften.
Wie unzuverlässig überhaupt die Nachrichten in jener Hand-
schrift sind, bezeugen die beiden noch erhaltenen Seiten-
bilder des Altars der Familie Buffi, die Giovanni gemalt,
dort aber seinem Sohne Rafael zugeschrieben werden. Eben
so unrichtig ist die Angabe des Michele Dolci in seiner
noch unedirten Schrift: ltagguaglio delle pitture ehe si tro-
vano in Urbino, vom Jahr 1775, worin er das Bild eines
h. Sebastian in der Sacristei der Cathedrale zu Urbino als
ein Bild des kleinen Rafael angibt, das aber weder seiner
noch seines Vaters würdig ist. Nach demselben Schrift-
steller, so wie auch nach dem Buch der Visitation der Kir-
chen, welche der Erzbischof Marelli im Jahr 1739 in Ur-
bino machte, wäre eine heilige Familie in der Sacristei der
S. Andreaskirche gleichfalls eine Malerei in RafaePs erster
Manier. Es ist ein rundes Bild von Silvio Rossi im Jahr
1709 dahin vermacht, dessen Ilaupttheile, Maria mit
dem Kinde und Joseph, dem grossen Gemälde entnom-
men sind, welches Rafael im Jahr 1518 für König Franz I
gemalt; dabei steht noch ein auf das Jesuskiud hindeuten-
der kleiner Johannes von sehr steifer Haltung. Aus dieser
Angabe geht genugsam der Irrthum des Marelli und Dolci