Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

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Gioramzi und Bernarcl-ina. 
Wir kehren nun nach Gi0vanni's Haus zurück. Glück- 
liche Tage hatte er mit seiner gemüthvollen Frau Magia, 
seinem hoiihungsvellen Söhnchen Rafael und seiner Schwester 
Santa verlebt, so dass er freudig seinen Beschäftigungen 
nachgehn und einer heitern Zukunft entgegensehn konnte. 
Dieses schöne Familienverhältniss sollte aber nach dem 
Laufe der irdischen Dinge nicht von langer Dauer sein, 
denn nicht nur starb am  October 1491 seine lilutter, 
sondern bald darauf hatte er den unuennbareu Söhmerz, 
seine zarte, treuliebende Magia für diese Welt zu verlieren 
und so das Haus verödet zu sehn. Sie starb am  Octo- 
ber und wenige Tage darauf ihr einziges 'I'öchterlein in 
zartem Alter. 
Dieser verwaiste Zustand stürzte den gemiithlichen 
Giovanni in die tiefste Trauer und wurde ihm bald uner- 
träglich. Noch war daher das 'l'rauerjahr nicht ganz zu 
Ende, als er sich nach einer anderNGattin nmsah, die sei- 
nem Hausstand vorstellen, die sein Herz befriedigen könne. 
Und er fand sie in Bernardina, der Tochter des Goldarbei- 
ters Pietro di Parte, mit welcher er sich am 95. Mai 1492 
am Altar der Kirche S. Agata trauen liess. Sie brachte 
ihm 200 Gulden als Mitgift. So viel uns bekannt worden, 
lebten sie in guter Eintracht miteinander, wenn gleich der 
Charakter der Bernardina keineswegs so liebevoll wie der 
der Magia gewesen {zu sein scheint, da sie nach des Gio- 
vanni Tod, wie wir sehen werden, ihrem Stiefsohne, dem 
liebenswürdigen Rafael, häufigen Verdruss bereitete.  
 Begleiten. wir nun unsern Meister zu seinenletzten, 
uns bekannten Arbeiten. Von dem Patrizier Pietro 'l'iranni 
ward ihm im Zutrauen auf sein Talent der Auftrag des- 
sen Familiencapelle in der ehemaligen Johanne  jetzt D0- 
minieanerkirche zu Cagli mit Malereien in Fresco auszu- 
schmiieken. Er reiste daher, wie Pungileoni berichtet, mit 
seiner jungen Frau und dem kleinen Rafael  nach jener 
1) Nach dieser Angabe hätte Giovanni dies Werk im Jahre 
1492 unternommen; allein Pungileoni theilt. keine Beweise dafür mit, 
und auch ich habe keine dafür auffinden können, obgleich Sie mir 
aus mehreren Ursachen wahrscheinlich ist. 
	        
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