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Reimclzronik.
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{es sind dem Auszuge des Originals beigegeben; und aus
ihm selbst ist die Art und Weise zu ersehn, in welcher
Giovanni seinen Gegenstand behandelt, und in welchem
Masse ihm Poetisches Verdienst zuzuerkemlen sei. Sollte
man nun finden, dass er in der Malerei grössern Ruhm
als in der Dichtkunst verdient, ja dass er oft nicht mehr
als eine in Terzinen geschriebene Chronik gibt, so kom-
men doch auch Stellen vor, welche die Begebenheiten mit
Leben Quud Wahrheit darstellen, andere, die gewichtige
Sentenzen enthalten, oder wahrhaft poetische Gedanken,
wie namentlich in der Beschreibung des Hinscheidens der
Herzogin Battista, der zweiten Gemahlin des Herzogs Fe-
derico. Ausserdemtdarf nicht übersehen werden, dass das
Leben seines Helden nicht den Anforderungen entsprechen
konnte, welche an ein Heldengedicht zu stellen sind; und
was die Reinheit des Styls betrifft, worin Giovanni aller-
dings viel zu wünschen übrig lässt, so ist zu bedenken,
dass, da die italienischen Dichter jener Zeit selbst nur sel-
ten in dieser Hinsicht befriedigen, dieser Mangel bei dem
Maler um so weniger strenge zu rügen ist. Wie scharf
oder nachsichtig man indessen auch den Werth des Ge-
dichtes oder, wenn man lieber will, der Reimchronik beur-
theile, immer hat sich Giovanni Santi dadurch einen eh-
renwerthen Rang unter jenen gebildeten Künstlern erwor-
ben, die uns zugleich Werke des Pinsels und der Feder
hinterlassen. Selbst ehrwürdig und wahrhaft rührend ist
des Giovanui Liebe und Hingabe zu nennen, mit welcher,
ohne irgend besondere Begünstigungen erlangt zu haben,
er an seinen Landsherren Federico und Guidubaldo, zwei
der edelsten und talentvollsten Männern und Fürsten ihrer
Zeit, gehangen hat. Durch sein Gedichfhat er sich da-
her, indem er den Ruhm seines verehrten Fürsten zu ver-
herrlichen strebte, selbst ein Denkmal gestiftet, das zwar
seit Jahrhunderten unter Staub verborgen, ihm nun die
allgemeine Zuneigung und Achtung bis in die spätesten
Zeiten sichern muss.
Anhang
Siehe