Guidubalalo
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Urbino.
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baldo unter Vormundschaft des Grafen Ottaviano Ubaldini
della Carda zurückgelassen. Dieser übte nun beinahe ober-
herrliche Gßwvßlt, bis der junge Herzog, erst vierzehn Jahre
alt, _im Jahr 1486 von einem Kampfe, worin er dem
Papste gegen Boecalino beigestanden, siegreich und selbst-
ständig geworden, nach Urbino zurückkehrte, und wegen
seiner Tapferkeit, seinem Verstande und der Schönheit sei-
ner Gestalt allgemeine Bewunderung erregte. Noch grösser
aber war der Jubel des Volkes, als er drei Jahre darauf
die schöne, geistreiche, in jeder Hinsicht liebenswürdige
Elisabetta Gonzaga, Tochter des Marchese Federico von
Mantua, als Gemahlin heimführte. Das Volk in den ver-
schiedenen Städten des Herzogthums veranstaltete Festlich-
keiten aller Art, eine jede nach ihrer eignen Weise. Die
Urbiner führten das ihnen eigenthümliche Spiel, YAita
genannt, auf dem amphitheaterartigen Schlosshof oder
Platz Mercatale auf, den schon der_ Herzog Federico zu
solchen Zwecken hatte zurichten lassen. Das Spiel bestand
aber darin, dass die jungen Leute in enganliegenden Klei-
dern, welche das Muskelspiel genau wahrnehmen lassen,
sich in zwei Parteien sonderten, die. sich herausfordernd
gegen einander rennen, miteinander ringen unddie Über-
wältigten auf ihre Seite zu ziehen trachten, wo diese dann
als Gefangene angeselm werden. So im Laufen miteinander
kämpfend und sich xintereixiantler beistehend (woher der Name
PAita), werden diejenigen als Sieger betrachtet, welche die
meisten Gefangenen auf ihrer Seite haben. Diejenigen nun, die
sich besonders unter den Kämpfenden durch Gewandtheit aus-
zeichneten, erhielten vom freigebigen Fürsten reiche Ge-
schenke, den Beifall ihrer Schönen und das Lob der Menge.
Diesem freudigen Treiben wohnte sicher auch damals der erst
sechsjährige kleine Rafael an der Hand der geliebten Mut-
ter bei und erhielt dadurch ein Bild des Lebens, der
Freude und der Festlichkeit, das seine jugendliche, frische
Phantasie mit einem unauslöschlichen Eindruck bereichern
musste. Auch der Vater war dabei nicht unthätig, indem
die Urbiner bei dieser Feierlichkeit mehrere Ehrenpforten
errichten liessen, an denen sicher Giovanni mit andern