Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

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Giovanvzi 's 
Werke. 
Bildung [der Kinderköpfe, die Würde in denen der Heili- 
gen. S0 verdient auch die Naturwahrheit in den Portrai- 
ten anerkannt zu werden; nur die Madonna lässt etwas 
gleichgültig, und die Gestalt Gott Vaters erscheint, so rich- 
tig auch die Intention ist, erdriickend gross.  
Zn den Seiten des Altarblattes befanden sich ehedem 
noch zwei schmale Tafeln, die aber jetzt eine Stelle zu 
den beiden Seiten am Eingange zum Chor der Kirche ge- 
funden haben. Die eine stellt den Erzengel Rafael dar, 
wie er den kleinen Tobias mit seinem Fische geleitet; die 
andere- den stehenden h. Rochus. Dieser von zierlicher, 
edler Gestalt und schöner, ernst-männlicher Gesichtsbildung 
sieht überaus liebevoll vor sich hin, indem er den Pilger- 
stab in der Hand hält und das rechte Bein mit der Pest- 
beule lauf einen Stein setzt, so seine Wunde zeigend. Sein 
gelocktes, blondes Haar fällt voll unter dem Hute bis auf 
die Schultern herab. und gibt dem schönen Kopf- noch 
einen eigenen Reiz. lNieht minder zierlich und schön im 
Ausdrucke ist der jugendliche, schützende Engel, der den 
eiligst dahinsehreitexiden kleinen Tobias bei der IIand hält. 
Auf beiden schmalen Tafeln sieht man zwischen hohen 
Felsen des Vorgrundes in eine bergige Gegend, durch die 
sich malerisch ein Fluss windet. Ältere Nachrichten schrei- 
ben diese Tafeln bald dem Vater bald dem Sohne zu; al- 
lein den Bildern selbst gegenüber kann bei Kennern kein 
Zweifel bleiben, dass sie'v0n Giovanni zu derselben Zeit 
wie die Altartafel ausgeführt wurden. Man hat daher an- 
genommen, dass noch zwei andere 'l'afeln mit denselben 
Gegenständen von RafaePs Hand in der Kirche gewesen 
seien , was aber gegen alle Wahrscheinlichkeit streitet. 
Glaubivürdiger ist es, dass ausser den schon angeführten 
Werken noch zwei andere Bilder von Giovanni sich da- 
selbst befunden haben, aber mit andern Werken alter Mei- 
ster bei Erneuerung der Kirche verschwunden sind. 
Am Hofe von Urbino hatte sich indessen in der fürst- 
lichen Familie manche Veränderung zugetragen: Herzog 
Federico war im Jahr 1482 in ein anderes Leben über- 
gegangen und hatte seinen noch unmiindigen Sohn Guidu-
	        
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