Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

Giovanni 's 
PVerlzc. 
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durch etwas Flaues, weniger Lebendiges, als die übrigen 
bis jetzt beschriebenen Gemälde. Ist die Annahme begrün- 
det, dass der Knabe des Vaters geliebten Rafael vorstellt, 
so wäre die Entstehung des Werks ums Jahr 1486 zu 
setzen. 
Ein anderes uns erhaltenes Altarblatt von Giovanni, 
wenn. man ein fast durchaus übermaltes Bild so nennen 
darf, ist ein h. Sebastian im Betsaal der Brüderschaft je- 
nes Heiligen zu Urbino. Die sehr jugendlich gehaltene 
Gestalt des Märtyrers ist an einen Baumstamm gebunden 
und mit Pfeilen (lurchbohrt, welche stark bewegte Bogen- 
schützen auf ihn losgeschossen. Den Schmerz überwindend, 
blickt er himmelwärts nach einem herabschwebenden Engel 
mit der Siegeskrone. Rechts knien acht Männer und Frauen 
der Bruderschaft in einer Kleidung, welche der des Bene- 
dictinerordens ähnlich sieht. Alle sind sprechende Por- 
traitfiguren, in denen man die Bildnisse der Familie Sanli 
und Ciarla zu sehn wünscht, und es daher auch glaubt; 
allein es liegen dafür nicht im geringsten historische Be- 
lege vor, und Giovanni gehörte zur Bruderschaft S. Maria 
della misericordia. Beachtenswerth sind in dieser Compo- 
sition besonders die starken und gelungenen Verkürzungen 
der Bogenschützen, die gegen die im allgemeinen weniger 
lebhaft bewegten Figuren des Giovanni sehr auffallen" und 
beweisen, dass, wenn er solche Darstellungen gewollt hätte, 
ihm die Fähigkeit dazu nicht fehlte. Weniger glücklich 
verkürzt ist der herabschwebende Engel. Die Aufgabe 
scheint hier das Vermögen des Künstlers überstiegen zu 
haben. b  
Aus einer frühern Zeit ist wohl die Tafel, welche 
Giovanni als Altarblatt für die Hauscapelle der Grafen Mat- 
tarozzi in Castel Durante, jetzt Urbania genannt, fertigte. 
Leider wurde die Tafel schon vor längerer Zeit nach schlechl 
tem Rathschlag in drei schmale Stücke getheilt, welche 
sich nun durch Erbschaft in den Händen dreier verschiede- 
nen Familienglieder befinden. Das mittlere Stück stellt die 
sitzende lßbensgrosse Maria mit dem Jesuskinde dar, Welche 
beide Portraite zu sein scheinen, da sie ganz von des Gic-
	        
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