Lebensbeschreibung
Rafaefs
Q7011
Paolo
Gio-vio.
Nachfolgender Lebensumriss des grossen Urbinaten vom Bi-
schof von Nocera de' Pagani wurde zuerst von Girolamo T i-
raboschi in seiner „Storia della letteratura italiana" bekannt
gemacht. Er bildet einen Theil der Abhandlung, in welcher
sich auch die kurzgefassten Biographien des Leonardo da Vinci
und des Michel Angela befinden. Obgleich nun Giovio ein
Zeitgenosse 1) jener grossen Künstler war, so hatte er doch
nur sehr oberiiächliche Kenntnisse von ihrem Wirken und we-
nig Urtheil in Kunstsachen, so dass seine Angaben über sie in
jeder Hinsicht ungenügend sind. Wenn er indessen dem Ra-
fael den dritten Platz unter den Malern anweist und Leonardo
da Vinci und Michel Angelo voransetzt, so könnte man an-
nehmen, dass er ihn damit nur als den jüngsten bezeichnen
wolle; indem er aber zu verstehen gibt, dass Rafael seine
grosse Auszeichnung hauptsächlich seiner Gewandtheit bei Hofe
verdanke, so zeigt er offenbar, dass er dem grössten aller Ma-
ler wirklich nur den dritten Bang einräumt, eine Ansicht, wel-
che ihm vielleicht Sebastian del Piombo oder sonst ein Schii-
ler des Michel Angelo beigebracht hatte. Von seiner unbe-
greiflichen Ungenauigkeit und Oberflächlichkeit zeugt z. B., dass
er das Gefingniss Petri im zweiten Zimmer des Vatican als
das -Grab Christi angibt", sich dabei aber doch der schönen
Lichtwirkung erinnert. Überhaupt scheint er die Stanzen nur
im Vorübergehen betrachtet zn haben, da er im Zimmer della
1) Paolo Giovio, geboren zu Como am 19. April 1483, lebte
seit dem Jahr 1516 zu Rom am päpstlichen Hofe. Clemelms VII er-
theilte ihm das Bisthum von Nocera de" Pagani im Neapolitanischeln.