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Über
die
Maler
der
Umbrisclzezz
Schule.
Assisi abstamme, da zu jener Zeit ein Diatelevi Ranieri, wel-
cher des Tiberio Vater sein dürfte, in Assisi lebte. Dieser
Schüler des Perugino hatte seinem Meister alle Manieren ab-
gesehn und bildete sie nach, ohne aber in dessen tiefere
Grundsätze der Kunst, noch in dessen geistiges Wesen ein-
zudringen. Seine Werke, so angenehm sie auch anfänglich
die Freunde der Peruginischen Schule, überraschen dürften,
Bössen daher bei näherer Betrachtung nur Widerwillen ein, und
erzeugen das unangenehme Gefühl getäuschter Erwartung.
Die friihste mir bekannte Arbeit von Tiberio ist eine
Frescomalerei in der Kirche S. Francesco zu Monte Falco, an
der Wand des ersten Altars rechts. Sie stellt eine Madonna
auf dem Throne vor, zu deren Seiten der Apostel Petrus_ und
ein Cardinalbischof stehen. Sie hat die Inschrift: Tiberius de
Assisi, 1510.
Noch malte er manches Andere in dieser Gegend, was
wfir als schwache Erzeugnisse übergehen wollen, und nennen
nur noch die Frescomalerei in der Capelle delle rose von
S. Maria degli Angeli bei Assisi, mit fünf Darstellungen aus
dem Leben des h. Franciscus. Sie sind von den Jahren 1517
und 1518 und vielleicht das Beste, was er je gemalt. Hier-
aus geht denn zur Genüge seine Mittelmässigkeit hervor. Die
letzte Inschrift an diesen Malereien lautet: HOC "opvs GRATIA
man CONSVMAIVM FVIT. A. D. 1518. TIBERIVS DE ASSISIO rnvxxr.
Was dieses schwachen Schülers Arbeiten von denen sei-
nes Meisters ausser der grossen Mattigkeit in allen Theilen be-
sonders auszeichnet, sind die schmälern Gesichtsbildungen, die
in den Kinnladen noch eckiger erscheinen.
Franqesco
Melanzio
aus
Monte
Falco.
In seiner Vaterstadt trifft man einige seiner Werke, wel:
che augenfallig die Schule des Berugino verrathen. Sein
friihstes mir bekannte Gemälde ist in Tempera auf Leinwand
ausgeführt und befindet sich in der Kirche S. Fortxmato nahe
bei Monte Falco. Maria _mit dem Christkind sitzt auf einem
Throne, zu dessen einer Seite drei heilige Franciscaner stehn,
unter denen der Ordensstifter und S. Bernardino; rechts steht
neben zwei andern Heiligen S. Fortunatus, den Hintergrund
bildet eine Landschaft. Das unbedeutende Bild trägt die Inä
schrift: FRANCISCVS M. m: MöTEFALco. mir. 1498..
1) Lettere pitt.
Perllg-
210.