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die
Über
der
Maler
Umbrisclzen
Scliule.
hinterliess seine Ehegattin Grania und zwei Töchter und wurde
in- der Kirche S. Vincenzo begraben. Man sagt, dass ein ge-
wisser Paifo 1), ein geringer Mann, auf dem Markt zu Siena
wohnend, ein VerhältniSS mit der Ehefrau des Bernardinwge-
habt, und dass von ihnen niemand zu dem kranken Bernar-
dino sei zugelassen worden, ausser einige geringe Weiber aus
unserer Nachbarschaft, die mir später erzählten, sie hätten ge-
hört, wie Bernardino geklagt habe, dass er vor Hunger sterbe.
Malereien von ihm sieht man in den Gemächern der Päpste,
in der Engelsburg und in Araceli, die er zu Zeiten Alex-
ander's VI mit seiner kunstreichen Hand ausiiihrte. Auch er-
hielt er für seine Arbeit von Alexander sowohl Canonicate, die
er weggab, als auch auf Lebenszeit das Gut zu Chiusi, wel-
chesäüie Kirche in der Landschaft Perugia besass."
In der Kirche S. Vincenzo und Anastasio zu Siena sieht
man nun eine Gedächtnisstafel folgenden Inhalts:
Bernardino Betti detto il Pinturicchio
al quale Pietro Vannucci fü maestro,
Rafaello Sanzio condiscepolo
Perugia Patria, Siena ospita grata
qui ebbe tumulo senza monimenfo
gli undici di Decembre 1513.
Luigi de Angelis questo piccolo marmo
a tanto nome poneva. il Prime di Agosto 1830.
Giovanni ,
L0
Spagna
genannt.
Schon Vasari rühmt diesen Maler als einen der bessern
Schüler des Perugino, der sich besonders durch ein schö-
nes Colorit ausgezeichnet habe; und in der That erkennen
wir in ihm einen Meister, dem (so lange er dem Charak-
ter der Urbinischen Schule treu blieb) sein Gegenstand
lebendig und geistig vor der Seele stand, der durch Schön-
heit und feingefiihlte Formbildungen eben so sehr, als durch
heiteres Colorit erfreut. In seinen spätem Tagen aber, von
der Gewalt des Rafaelischen Einßusses gedrängt, verfiel er in
eine matte Nachahmung von dessen Formen und ist kaum mehr
wiederzuerkennen.
Dass er sich schon in den ersten Jahren des 16. Jahr-
hunderts in Spoleto dürfte niedergelassen haben, bezeugt sein
Ernennungsdecret zum Bürger der Stadt vom Jahr 1516, wo-
quemdem
Paßum
foro
peditem
Senensi.