Pinturicchio.
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Kirchenvater. Alle Gestalten in diesem Werke verrathen
Schönheitssinn imd öfters eine tiefe Empfindung, die wir schon
an der Mafiä emähntßn und auch in dem schmerzlich-edeln
Ausdruck der Engel bewundern müssen. Die Bildungen der
Köpfe und Hände sind durchgehends fein, die Schatten der Car-
nation lichtbräunlich.
Leider pflegte Pintixricchio in seiner frühern, bessern Zeit
seine Werke nicht zu bezeichnen, sondern nahm erst dann
diese Sitte an, als er mehr um des Gewinnes willen fabrik-
mässig arbeitete. Es müssen daher hier mehrere der erstem
mit Stillschweigen übergangen werden. Um indessen die beste
Epoche des Pinturicehio nicht allzu mager zu bedenken, sei
es mir erlaubt hier ein überaus vollendetes Madonnenbild in
der Sacristei der Kirche S. Agostino zu S. Severino anzutiih-
ren, welches um dieselbe Zeit wie obiger Altar dürfte ent-
standen sein. Maria halbe Figur, hält hier das stehende Christ-
kind auf dem Schoose, welches in der Linken die Erdkugel
hält und mit der Rechten den Donatar segnet. Dieser, ein
Geistlicher, ist im Profil gesehn und von sprechender Portrait-
wahrheit. Hinter der h. Jungfrau sind zwei anbetende Engel
und den Grund bildet eine reizende, durch Wald und Hügel
unterbrochene Fernsicht, wie sie das Land dort darbietet. Der
Zug der h. drei Könige ist darin angedeutet. Das durch
Schönheit und Liebreiz, so wie durch die sorgtältigste Vollen-
dung, wahrhaft entzückende Bild steht mit Recht in hohem
Ansehn und ist mit einem Spiegelglase bedeckt. Über ihm ist
noch in einem Halbkreis von Pinturicchio der segnende Gott
Vater, mit einer Glorie von vier Cherubim umgeben, darge-
stellt.
Zu den seltenen Bildern von Pinturicchio aus seiner be-
Sten Zeit gehört auch das Portrait eines jungen Menschen mit
landschaftlichem Hintergrund, jetzt in der Dresdner Gemälde-
gallerie (N. 2. Es ist noch in Tempera gemalt, und die
Untermalung von grüner Erde in den Fleischpartien ist öfters
durchgewachsen. Sowohl die feine Auffassung, als die Be-
handlungsweise, besonders bei der schönen Landschaft, zeigt
Eine grosse Übereinstimmung mit vorher erwähntem Madonnen-
ide.
Mit dem Jahr 1501 bezeichnet-sind die Frescomalereien
in der sogenannten Cappella bella in S. Maria maggiore zu
Spello. Im Hauptbild der Anbetimg der Hirten, hat Pintu-
ricchio in einem derselben sein eigenes Bildniss angebracht,
und darunter eine Tafel mit folgender Inschriffgesetzt: Ber-