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Über
die
Maler
der
Umbrisclzen
Schule.
Umrissen und keinesweges mit der Zartheit behandelt, wie
ein so kleines Bild erfordert. Es zeigt uns die halbe Fign
der stehenden Maria, welche auf dem linken Arm das se;
nende Christkind hält. Sie hat nach Art des Perugino e
Tuch mit einer Schleife um den Kopf, und an ihrem dunke
blauen Mantel ist ein Stem und der Saum stark mit G0]
aufgetragen. Der landschaftliche Hintergrund mit einem Bäun
chen, ist ganz so behandelt wie in der Frescomalerei am Th(
zu Assisi. Die Formen der Gesichtsbildung sind wie ilnmc
voll und derb, das Kinn Stark vorstehend und verzeichne
Der Ton der Schatten in der Carnation ist röthlichbraun, di
Lichter weisslich. Irriger Weise wird das Bildchen dem Ra
fael zugeschrieben, daher ich es schon im Leben des Giovanr
Santi als ein apokryphes Jugendwerk seines Söhnchens er
wähnt und die falsche Aufschrift mitgetheilt habe, was hie
nicht zu wiederholen ist.-
Gleichfalls fiir ein Jugendwerk des Ingegno halte ich de]
in Fresco gemalten Erzengel Michael, jetzt im Hause des Mar
chese Gualtieri zu Orvieto. Dieser etwas zu jugendlich um
graziös gehaltene Engel steht hier zierlich auf einem über
wundenen Drachen, senkt das in der Rechten haltende Schwer
Imd stützt die Linke ritterlich in die Seite. Seine reichver-
_zierte Rüstung erinnert an ähnliche bei Perugino, und du
Landschaft mit der Aussicht aufs Meer, und mit zackiger
Felseninseln und Vorgebirgen von einigen zierlichen ßäumcher
des Mittelgrundes durchschnitten, an die Art des Pinthricchio.
Des Engels Kopf mit langherabfallenden Haaren ist jedoch
ganz nach des Ingegno 'Weise geformt, und in den Händen
zeigt sich eine feine Beobachtung natürlicher Grazie. Ehedem
war dieses Bild in der Capelle der Madonna di S. Brizio,
im Dom zu Orvieto und zwar zur Seite einer Nische mit ei-
nem Altar, welcher der Familie Gualtieri gehört. Als die-
ser 'Theil erneut: wurde, sägte man das Bild des Andrea di
Luigi heraus und brachte es in das Haus der Familie. Hier
entdeckte es Cornelius ums Jahr 1812 vernachlässigt in einer
verlassenen Küche, zog es hervor, stellte es her und liess es
in der Hauscapelle aufstellen, wo es sich noch befindet. iVenn
der Name des Ingegno nicht in der Geschichte des Doms von
Orvieto des P. della Valle vorkommt, so ist zu bedenken, dass
die Familie Gualtieri das Frescobild ausführen liess, daher die
Berechnung sich nicht in den Büchern des Doms verzeichnet
finden kann.
Das schon erwähnte grosse Madonnenbilrl über dem Thor