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Gi0vanni's
Werke.
rentiner Gallerie aufbewahrt. Allein alle diese Maler rühmt
Giovanni nur mit wenigen Worten, den einzigen Andrea
Mantegna auszeichnend, indem er bei ihm ins grösste Lob
ausbricht, seine mannigfachen Vorzüge und Kenntnisse rühmt,
ja ihn als Denjenigen bezeichnet, „welchen1 der Himmel die
Pforten zur Malerei eröffnet habe. " Ferner sagt er, dass
"Melozzo aus Forli, der in der Perspective einen grossen
Vorsprung gewonnen, seinem Herzen besonders werth sei,"
wonach auf eine Mitschülerschaft könnte geschlossen wer-
den. Melozzo war nun ein Schüler des Pietro della Fran-
cesca, bildete sich aber, seinen Werken nach zu urtheilen,
hauptsächlich nach Andrea Mantegna. Die Werke des Gio-
vanni Santi dagegen zeigen nirgends eine Verwandtschaft
mit Pietro, weder in der Bildung seiner schlanken Gestal-
ten, noch im Colorit, welches in den Schatten meist ins
Graue fällt, noch in" der Art zu malen, die bei dunkeln
Umrissen etwas hart ist; Eigenthiimlichkeiten, welche alle
denen der Werke des Pietro gradezuentgegenstehn. Dage-
gen ist in Giovannfs spätern Bildern nicht zu verkennen,
dass er mit Melozzo sich dem Einflusse des Andrea Man-
tegna in etwas hingab, wahrscheinlich selbst durch seinen
Freund dazu hingeleitet wurde.
Zu den frühsten Arbeiten des Giovanni gehören wohl
mehrere der Madonnenbilder, die sich ehedem häufig in
Urbino und der Umgegend vorfanden, nun aber unterge-
gangen, oder durch den Kunsthandel in unbekannte Hände
gekommen und verschollen sind. Zu diesen darf z. B.
jene Madonna mit dem auf ihrem Schoose stehenden Christ_
_kinde gerechnet werden, welche durch einen lombardischen
Händler erstanden wurde. Nach des Professors Francesd
Antonio Rondelli Urtheil war die Stellung des Kindes steif,
der Faltenwurf unbeholfen. So kam auch erst vor kurzem
ein kleines Bild der Madonna mit dem h. Sebastian zur Seite,
nebst der knienden Frau, für die es gefertigt ward, die
aber zum Nachtheil des Bildes keineswegs der Schönheit
der übrigen Figuren entsprach, aus dem Hause Pietro Bo-
najnti zu Urbino ins Ausland. Dergleichen Beispiele liessen
sich noch mehrere auffinden, ohne dass dadurch die Kunst-