Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

Pietro 
Perugino. 
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Reggio einen prachtvollen Rahmen mit andern ihn umgeben- 
den Ornamenten zu schnitzen angefangen und ihn nun vollen- 
det  Perugino sollte auf die eine Seite der freistehenden 
Altartafel die Geburt Christi, auf die andere dessen Taufe 
malen, In ersterer Darstellung sehen wir das Kindlein unter 
einem Holzdache auf die Erde gelegt und Maria und Joseph 
verehrend vor ihm knien, etwas ferner im Grunde knien noch 
drei Hirten, und in den Lüften schweben zwei Engel, mit Be- 
wunderung auf den Heiland hinabschauend. In dem Bild der 
Taufe Christi schwebt oben der h. Geist in Gestalt einer 
weissen Tauhe von zwei Engeln und drei Seraphimköpfchen 
umgeben. Zwei andere Engel stehen dienend bei der Taufe. 
Die Gestalt des Heilandes ist in dieser Darstellung so ausge- 
zeichnet schön, dass man einen Entwurf dazu im Nachlass 
Lawrence dem Rafael zuschreiben will, was der Entstehungs- 
zeit nach möglich, aber nach der Behandlungsart der Zeich- 
nung nicht mit völliger Gewissheit zu behaupten isti). Zu dem 
Altar gehörten auch vier Stücke einer Predella, die Predigt 
Johannes, die Anbetung der Könige, die Beschneidung und 
das Abendmahl, so wie sieben einzelne Brustbilder von Heiligen, 
welche, als im Jahr 1683 der Hauptaltar geändert wurde, in die 
Sacristei der Kirche kamen. So schön auch im Ganzen diese Werke 
des Pietro sind, so fallen sie doch durch einen hellen, beinahe un- 
kräftigen Ton auf, der gegen die tiefe Färbung seiner Bilder der 
mittleren Periode sehr absticht, daher die Meinung nicht unge- 
gründet scheint, dass diese Bilder erst später, als er sich einer 
flüchtigen Behandhmgsweise hingegeben, ausgeführt worden sind. 
Noch machte er nach einem Contract vom Jahr 1501 iiir 
jene Kirche die Zeichnungen zu den Chorstiihlen, welche 
Baccio d'Agnolo aus Florenz meisterhaft in Holz ausfiihrte und 
1120 Gulden dafür erhielt 3). Sie sind nicht allein mit viel 
Geschmack behandelt, sondern zeigen auch eine auffallende 
Fülle in den Formen, was wohl grossentheils der Behandlungs- 
weise des berühmten Florentiners zuzuschreiben ist. 
Auch das Jahr 1503 brachte Perugino zu Hause zu, in- 
dem er bei Erhebung Julius II auf den päpstlichen Stuhl des- 
sen Wappen an den Palast der Prioren und an die fünf Thore 
der Stadt malte"), dagegen begleiten wir ihn das Jahr dar- 
1) Lettere pitt. perug. p. 165, 
2) Siehe meinen Catalog der Zeichnungen 
3) Lettere pitt. perug. p. 166-169. 
4) Ebendaselbst p. 170. 
l. 
RafsePs 
32 
549.
	        
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