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Über die
Maler
der
Unzbrisclzen
Schule.
Das noch übrig gebliebene vierte Bild mit der Darstellung,
wie Christus dem Apostel Petrus die Schlüssel überreicht, ge-
hört nun allerdings zu den vorzüglichen in der Folgereihe und
zeichnet sich besonders durch Schönheit und einfache Anord-
nung aus. Ein strenges Naturstudium herrscht m ihm, wie
in den Werken des Domenico Ghirlandajo in derselben Ca-
pelle. Von der Dauer des Aufenthalts Peruginds in Rom ha-
ben wir keine genaue Kunde, aber Papst Sixtus IV starb im
Jahr 1484, daher es auffällt, wie der Meister für seine dem-
selben gefertigte Arbeiten erst im Jahr 1490 völlig ausbezahlt
wurde 1).
Ein interessantes Bild, welches Pietro Perugino im fol-
genden Jahre gefertigt, bewahrt die Gallerie Albani in Rom.
Es ist noch in Tempera gemalt, zeigt aber schon entschieden
und mit Feinheit die eigenthümliche Richtung der Umbrischen
Schule, wie sie besonders durch Perugino verbreitet wurde,
und fast nichts mehr, was an den damaligen Naturalismus der
Florentiner erinnere. lm Mittelbilde kniet Maria vor dem zur
Erde liegenden Jesuskinde, es in Demuth verehrend. Links
stehen S. Michael, eine reizende Gestalt, und Johannes der
Täufer. Rechts Sr Georg und der Kirchenvater Hieronymus.
Oben in einer Lunette ist Christus am Kreuz, zu dessen Sei-
ten Maria, Johannes und M. Magdalena. Zu den Seiten die
Verkündigung. An den Pfeilern steht folgende Inschrift;
DE
PETRVS PERVSIA PINxrr. M" ccccv vnuv Pnnuo. (1491, nicht
1481, wie aus Versehn in den „Italienischen Forschungen" an-
gegeben ist.)
Ein Bild gleichfalls noch in Tempera und der Analogie
in der Behandlungsweise nach, um dieselbe Zeit gemalt, ist
jenes herrliche runde Bild aus dem Palast Corsini in Rom,
nun in der Sammlung des Prinzen von Oranien zu Brüssel.
Es stellt Maria mit dem Kind im Schoose vor, von zwei weib-
lichen Heiligen zu den Seiten und zwei anbetenden Engeln
hinter ihr umgeben. Ein köstliches Werk, sowohl wegen der
reichen Composition, als wegen der grossen Schönheit und
Anmuth des Einzelnen.
Vorzüglich und in Ölfarbe mit der ganzen Tiefe des
Tons, dessen Perugino fähig war, vollendete er im Jahr 1493
eine Altartafel für die Dominicanerkirche zu Fiesole, die sich
jetzt in der Tribune der Florentiner Gallerie befindet. Maria
Peru?
1) Letterc pitt.
150.