Pietro
Perugino."
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gewinnen ist, die seinen Entwicklungsgang genau bezeichnet
und den Kunstforscher in Stand setzt seine Bilder in eine
sicherere chronologische Folge zu bringen, als bis jetzt ge-
schehen konnte.
Zu bedauem ist, dass P. Perugino seine Jugendwerke
selten mit seinem Namen, und so viel mir bekannt, nie mit
einer Jahrszahl bezeichnet hat, indem grade diese über seinen
Bildungsgang Aufschluss geben würden, und auch grösstentheils
zu seinen bessern Hervorbringungen gehören. Sie gverbinden
mit seiner schönen Eigenthiimlichkeit, ein strenges Studium
und sorgfältige Ausführung; während er später, als er -mit
Aufträgen überhäuft war, die Sache oft leicht nahm und zu-
letzt in ein wahrhaft handwerkmässiges Machwerk verfiel,
Allgemein wird seit Vasari angenommen, dass eine An-
betung der Könige in der Kirche S. Maria Nuova zu Peru-
gia eine seiner frühesten Arbeiten ist, worin weder die floren-
tinische, noch seine spätere ihm eigenthiimliche Behandlungs-
weise entschieden hervortritt; sondern die ein strenges Stu-
dium nach der Natur und eine dunkle etwas undurchsichtige
Färbung zeigt. Nach dem darin angebrachten Bildniss von
von sich selbst,-glaubt Herr von Bumohr es in das Jahr 1475
setzen zu müssen.
Entschiedener in seinem Charakter, obgleich zuweilen in
Zeichnung und Färbung an Signorelli erinnernd, ist das schon
erwähnte, vorzügliche Bild , jetzt in Johanneskirche, La
Calza genannt, zu Florenz. Besonders"ist es die Gestalt des
Gekreuzigten, welche in Form und Haltung an die Art des
Meisters aus Cortona erinnert. Sonst ist auch in diesem Bilde
ein strenges Naturstudium vorherrschend, so dass des Perugino
Eigenthiimlichkeit sozusagen nur durchscheint.
Wären noch die Frescomalereien in der Capelle des Ca-
stells Cerqneto vo1n Jahr 1478 vorhanden, so würden wir
in ihnen einigen Aufschluss mehr über seine Jugendarbeiten
finden. Leider sind sie aber wie so vieles andere aus seinen
Jugendjahren zu Grunde gegangen. Wir miissen uns daher
nach Rom wenden, wohin unser Meister ums Jahr 1480 durch
Papst Sixtus lV berufen wurde, um mit den ersten Malern
aus Florenz in der Capelle Sixtina zu malen. Allein auch da
sind drei seiner Wandgemälde heruntergeschlagen worden, um
deni jüngsten Gericht des Michel Angelo Platz. zu machen.
egr.
1) Vita, elogio e memorie dell'
Baldassare Orsini. p. 205.
VOTI
Pitg
Pietro Perqgino
etc.