Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

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Giovannfs 
Künstlerbilclung. 
den mit der Betrachtung seiner eigenen WVerke, vielleicht 
zu ermitteln ist, welche Maler besonders auf ihn einge- 
wirkt haben. 
Da Giovanni nicht das Glück hatte in einer der Schulen 
zum Künstler erzogen zu werden, welche unter Squarciong 
und Verocchio zu gründlichen Studien leiteten, so könnte 
man annehmen, dass neben dem Unterricht, den er von 
einem unbekannten Maler in Urbino erhielt, hauptsächlich 
die Malereien der ältern Meister in dieser Stadt  Einfluss 
auf ihn ausgeübt hätten. Namentlich dürften die Fresken 
im Oratorium der Brüderschaft des Johann Baptist, welche 
Loreuzo und Jacopo. di San Severino im Jahr 1416 aus- 
fuhrten, auf sein empfängliches Gemüth Eindruck gemacht 
haben, um "so mehr, da sie, bei einigem Kunstverdienst, in 
dem mässig beleuchteten Betsaal jetzt noch einen eigenen 
Reiz ausübenf Allein es läst sich weder aus ihnen, noch 
aus einer andern Malerei der Gegend ein bestimmter Ein- 
fluss auf seine Kunst nachweisen; wie denn überhaupt die 
stumme Sprache der Vergangenheit nie von der ergreifen" 
den iVirkung, wie die des uns umgebenden Lebens ist, be- 
sonders wenn die Kunst, wie damals, sich zu neuer Voll- 
kommenheit entwickelt. Auch nennt Giovanni in seinem 
Gedichte jene Meister eben so wenig, als mehrere andere, 
die vor oder zu seiner Jugendzeit in Urbino mancherlei 
nun untergegangene Werke ausführten, als z. B. Ottaviano 
Maftini Nelli, Antonio di Matteo, Antonio di Guido Alberli 
aus Ferrara, Francesco di Antonio Prioris, Pietro da Reg- 
gio, Fra Jacomo da Venezia, der Dominicaner Bartolomeo 
Coradini, Fra Carnevale genannt, u. a. m. Auffallend aber 
ist es, dass er gleichfalls den treiflichen Meister Justns 
von Gent mit keiner Sylbe erwähnt, da er doch in Urbino 
ums Jahr 1474 die ausgezeichnete grosse Tafel mit Chri- 
stus, welcher den Jüngern die Communion austheilt, aus- 
führte, und Giovanni von Johann {an Eyck und Rogicr 
von Brugge mit so grossem Lobe spricht. Es will schei- 
1) Siehe Anhang III über die Maler des 
welche in Urbino und der Gegend arbeiteten. 
Jahrhunderts,
	        
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