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Der
Palast
in
Gubbio.
bauen, da der Charakter der Architektur genau mit dem
in Urbino übereinstimmt, und in den schönen Verhältnis-
sen, so wie in der Eleganz der einzelnen 'l'heile, z. B. der
reichen Feustereinfassungen und der Pilaster, als noch ge-
lungener erscheint. Auch in diesem Palast umschliesst den
Hof, aber nur nach drei Seiten hin eine Säulenstelluxlg der-
selben componirten Art mit darauf gesprengten Bogen, wie
in Urbino. Auch die Fenster-, 'l'hiir- und Caminbeklei-
dungen sind mit gleicher Pracht ausgeführt und einige we-
nige Überreste zeigen noch, dass der Saal ehedem ausge-
malt war
.Ein kleines Gemach besitzt noch seine alterthümliche
Herrlichkeit, indem es ganz mit eingelegten Holzbildern
umgeben ist, welche Schränke vorstellen, worin Bücher, Mu-
sikinstrumente, Spiegel, der Orden des Hosenbandes und
andere Geräthschaften aufbewahrt sind. Die reich verzierte
Decke hat weiss-, 1'oth-, blau- und braungefärbte Einthei-
lungen mit sehr zierlichen goldnen Rosetten. Da die In-
schriften FE. DUX. und u. BALDO. 11x. in den Holzarbei-
ten vorkommen, so liegt der Beweis vor, dass diese Ar-
beiten zum Theil erst unter'dem Herzoge Guidnbaldo nach
dem Jahr 1482 vollendet wurden i).
1) Jetzt dient dieser
einer Seidenspinnerei!
ehemalige
Schauplatz
der Herrlichkeit zu
2) Wenn wir einer Note des Giuseppe Piacenza zum 1. Band
der Werke des Baldinucci (p. 567. Turiner Ausgabe v. 1740) Glau-
ben beimessen dürften, so hätte der Herzog selbst den Plan zu sei-
nem Palastc gemacht. Piacenza bezieht sich dabei auf ein Manu-
seript in der Magliabecehiana zu Florenz. Dem widerspricht aber
eine Stelle in dem vom Herzog aus Castello di Pavia am 10. Juni
1468 ausgestellten Patent, worin er gegen seinen Architekten Lu-
ciano betheuert, die grösste Achtung für das architektonische Ta-
lent zu haben, dass ihn aber wichtige Beschäftigungen abhielten, sich
ihm zu ergeben.
Da beide Paläste zu Urbino und Gubbio in ihren den Antiken
entlehnten Theilen Ähnlichkeit mit der Architektur des Leon Bat-
tista Alberti haben, namentlich mit der Facade der Kirche S. An-
drea zu Mantua vom Jahr 1472, so ist die Meinung aufgekommen,
als habe auch dieser Baumeister Antheil an den Planen zu obigen