442
Giovannfs
Werke.
ten Dominicanerkirche in grosser Verehrung gestanden und
sei mit grünem Sammt bedeckt gewesen.
Noch unentschieden ist es, ob die Tafel mit der mysti-
schen Vermählung der h. Katharina von Siena in der Domi-
nicanerkirche zu Pesaro dem Giovanni Santi darf zuge-
schrieben werden; wäre es erwiesen, so müsste das Bild als
eins seiner friihsten Jugendwerke betrachtet werden, indem des
Meisters Individualität sich noch weniger darin, als in der
Heimsuchung zu Fano ausspricht; auch der Faltenwurf ist un-
beholfner und den Charakteren fehlt jene Anmuth und Eigen-
thiimlichkeit, die sich sonst in seinen Werken finden. _Dage-
gen sind die Beiwerke, z. B. das braune Erdreich, die krau-
sen Wolken und die felsige Landschaft, so wie auch der all-
gemeine Eindruck, den das Bild macht, ganz mit des Gio-
vanni Weise übereinstimmend. Neben der Hauptgruppe links
stehen Johannes der Täufer und ein h. Dominicaner, rechts
der Evangelist Johannes mit dem Thomas von Aquin. Die Fi-
guren haben etwa halbe Lebensgrösse. Vor wenig Jahren ist
das Bild von der Famile Macchinelli der Kirche wieder zuriick-
gegeben worden und wird von einigen Kunstliebhabern einem
Maler Giuliano Preciuto aus Fano zugeschrieben, allein mit
Unrecht, da es von dessen Art sehr verschieden, auch aus ei-
ner friihern Kunstepoche ist. Dieses beweist z. B. das Bild
des ungläubigen Thomas in der Kirche dieses Apostels zu Fa-
no, mit folgender Inschrift: IVLIAN, PSVTIB. FANI. ORIVNDVS.
FACIEBAT. MDXLVI. Es ist ein an und für sich unwichtiges,
aber doch noch erträgliches Bild, aus einer schon zur Manier
stark hinneigenden Zeit.
Für ein Gemälde von Giovanni hält man auch zuweilen
eine Geburt Christi. Der h. Joseph und der h. Blasius stehen
auf der einen Seite, und auf der andern der Märtyrer S. Vin-
centius und S. Pier Damiano. Oben schwebt der h. Geist mit
Engel und Cherubimköpfchen umgeben. Das Bild wird im
Hause Liera zu Urbino aufbewahrt, gehört aber der Cathe-
drale jener Stadt, und dürfte dasselbe sein, welches, wie wir
zu Anfang dieses Abschnittes gesehen haben, von Am. Van-
nucci, Mich. Dolci, Tommaso Marelli, Lazzari u. a. m. als
ein Bild von Gioqanni in der Cathedrale ist beschrieben wor-
den. Nun ist das Bild aber in Öl, in der Art der Mitte des
16. Jahrhunderts gemalt; und die kniende Jungfrau, welche
den Schleier über dem schlafenden Christkinde aufhebt, einer
Darstellung RafaePs entnommen, welche im Pariser Museum
unter dem Namen „le sommeil de Jesu" oder „la Vierge au