Maler
in
Urbino.
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Pietro di Franceschi nostro terraneo, Passiduo de la excellenza
V. D. casa familiare, per un suo compedioso trattato dePArte
pictoria, e de la lineare forza in perspectiva com-
pose. E al presente in vostra degnissima biblioteca, appresso
lialtra innumerabile moltitudine de volumi in ogni facoltä electi,
non immeritamente se ritrova." Diese Schriften des Pietro,
welche schon zu Vasari's Zeiten in Privathänden zu Borgo di
San Sepolcro waren, werden nun zum Theil im Hause Marini
daselbst sorgfältig aufbewahrt.
Nach diesen Mittheilungen sind die schon in dem Vor-
wort citirten Angaben des Verfassers der „Italienischen For-
schungen" III S. 39, unsern Meister betreffend, zu berichtigen.
Aber auch was derselbe Schriftsteller noch weiter bei Gele-
genheit der Frescogemälde _im Chor der Kirche S. Francesco
zu Arezzo sagt, scheint mir eben so ungegriindet; er äussert
sich nämlich folgendermassen: „ Diese Gemälde sind mit Fer-
tigkeit gemalt, doch sehr manierirt. Der schwächliche
Geist welcher darin sich ausspricht, kann weder auf Pe-
rugino, noch überhaupt auf die damalige Kunstentwicklung ein-
gewirkt haben. "t Nun zeigen aber jene Frescobilder selbst
jetzt noch in ihrem zum Theil mishandelten Zustande Vor-
ziige und Schönheiten, wie wir sie nur selten bei den Zeitge-
nossen unsers Meisters treffen, wie z. B. in den schönen Ge-
stalten der Frauen bei der Findung des Kreuzes; und eine
zu jener Zeit ungewöhnliche Kenntniss der Beleuchtung, wie
in der schon von Vasari so gerühmten Darstellung der Vision,
welche Constantin der Grosse in seinem Zelte schlafend hatte,
die so bewundrungswürdig ist, dass ein Entwurf dazu, der
sich im Nachlass Lawrenee befindet, von W. Y. Ottley in sei-
nem Werk der Facsimile italienischer Zeichnungen, als von
Giorgione her-rührend, bekannt gemacht wurde. Aus der Schule
des Pietro della Francesca sind zwei der ausgezeichnetesten
Maler ihrerZeit hervorgegangen: Luca Signorelli und Melozzo
da Forli. Dass Meister Pietro noch im Jahr 1494 lebte,
also nicht, wie angenommen wird, schon 1484 gestorben, be-
weist obige Stelle des Fra Luca Pacciolo. Sehr werthvolle
Berichtigungen enthält noch die Übersetzung des Vasari von
Ludw. Schom. Stuttgart 1837, und die kürzlich in Florenz
erschienene „Vita di Pietro della Francesca pittore del Borgo
San Sepolcro, da Giorgio Vasari arrichita di note illustrative."
11. Bartolomeo Coradini, Dominicaner, auch Ffa
Ca rnevale genannt, war aus S. Cassiano di Cavallino ge-
biirtig, lebte längere Zeit in Urbino und malte im Jahr 147?
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