Baumeister
in
Urbino.
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des Baccio zu legen geneigt ist. Übrigens sind dessen Nach-
richten über diesen Architekten, der zu den bessern der Schule
des Bruneleschi gehört, i1n Stuttgarter Kunstblatt vom 27.0c-
tober 1836 nachzusehn, da sie, wie alle dessen Aufsätze, das
Gepräge gründlicher Forschung tragen.)
Oben angezogene Stelle aus den Denkwiirdigkeiten des
Fra Gratio di Frantia über den Bau von S. Maria delle Gra-
zie bei Sinigaglia lautet folgendermassen: Questoloco de Sancta
Maria de le gratie fu pigliato nel 1491. L0 Mastro che
disegnö questo loco se chiamava Mastro Vaccio da Urbino,
questo fu homo de grande ingegno. Lui designö la rocca de
Sinigaglia et altri ediiici . La felice et bona me-
moria del Signore Gohan de la Rovere Prefecto de Roma Du-
cha de Sora hediticir questo loco tucto tucto da li fundamenti
. passö da questa misera vita questo principe S. Johan
nel lano 1501 a di 6 de Novembre, et fu sepulto a di XI
del dicto mese c0' lo habito de Sancto Francesco in questa
chiesetta de S. Maria de le gratie.
3. Francesco di Giorgio Martini ausSienawurde
am Hof von Urbino mannigfach beschäftigt, indessen als Ar-
chitekt unter Herzog Federico nur bei den Festungsbauten,
wozu auch die Ställe oder Casernen am Palast zu Urbino zu
zählen sind. Dagegen fcrtigteer für den Palast mehrere Basre-
liefs, wie folgende Stelle aus Giovanni Santi's Reimchronik es
deutlich angibt:
Et in bassorilievo el chiar Senese,
Sommo Architecto con sua degnia chioma.
Von ihm dürften wohl mehrere der marmornen Thür- und
Kaminbekleidungen sein, welche bald mit Trophäen und Kriegs-
maschinen, bald mit Kinderspielen, wie namentlich am Kamin
im grossen Saal reich verziert sind. In wie Weit aber der An.
gabe des Baldinucci Glauben beizumessen ist, dass nämlich
diese Reliefs nebst den Fensterbekleidungen alle nach Zeich-
nungen des Meisters Francesco di Giorgio durch Meister Ba-
roccio den ältern seien ausgeführt worden, muss als zweifel-
haft dahingestellt bleiben, da wir sehen werden, dass letzte-
rer gleichfalls ein ausgezeichneter Bildhauer war und beständig
für den Palastbau arbeitete.
Nach Vasari, der irrig den Francesco di Giorgio als den
Baumeister des Palastes in Urbino angibt, fertigte dieser aus-
ser den Reliefs mit Kriegsmaschinen, noch zwei Bildnisse des'
Herzogs Federico, eins in einer gemalten Tafel, das andere
in einer Medaille; und vielleicht dürfte noch eia drittes, ein
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