Die
Santi in
Urbino.
indem er als Höke und Zwischenhändler mit Landeserzeug-
nissen so viel erworben, dass er in Gemeinschaft mit ei-
nem seiner Neifcn am Q8. October 1457 ein Grundstück
um 240 Ducaten von Pierantonio Paltroni, Secretair und
Rath des Grafen von Urbino, erkaufen konnte. Ferner
erstand er am 30. April 1461 noch einige andere Grund-
stücke und eine gute Wiese mit einem lliessenden Wasser.
Zwei Jahre darauf kaufte er sogar um 240 Ducaten zwei
aneinanderstossende Iläuser, welche in der vom lilarkte
zum Berge führenden Strasse (contrada del monte genannt)
gelegen sind und vereint eines- der ansehnlichsten Häuser
in derselben bilden. Hier war es nun wo Rafael das Licht
der WVelt erblickte 1).
Giovanni Santi war unterdessen in Umgebungen heran-
gewachsen, welche sein Gemiith erhoben und seinen Be-
strebungeil einen edeln Aufschwung gaben. Schon die reine
Luft und die schöne, hohe Lage von Urbino, nahe am
höchsten Grat des Appenin, wo er die Mark Aneona von
Toscana und Umbrien trennt, sind belebend. Die festge-
baute Stadt liegt nämlich auf einer der höchsten Höhen.
welche sich vom adriatischen Meere in-ihren scharfen For-
men in unzählbareil nacheinander folgenden Reihen, gleich
einem stark bewegten, aber erstarrten Meer bis zu den
höchsten Gipfeln erheben. Diese ragen wie sclu-oife Fel-
sen hervor und begrenzen den Horizont von Süden nach
Westen. Ilier ist zuerst der Fiirlo mit seinem Schauder
erregenden Engpass und der Monte Nerone in seinen ma-
jgstätigchgn blassen zu nennen; mehr westwärts überragen
das Hochland, gleich dem sächsischen König- und Lilien-
stein, die eigenthümlichen Felsbildungen des Monte S. Si-
mone, und noch weiter ein hoher Felsenkannn, aus dessen
Seiten der Tiber entspringt und seine Wasser dem mittel-
ländischen Meere zusendet. Nordwärts thront die arme,
daher unbeneidete Republik Marino auf hobeln, schroffem
1) Siehe die Abbildung davonTäfel I, und im Anhangs I die
Notiz aus dem Verwaltungsbuch der Brüderschaft von S. Maria della
misericordia vom Jahre 1463 und den Kaufbrief vom 16- Mai 1454-