Colbordolo, der Geburtsort des Giovanni Santi, ist ein
kleines, nun von den Festungswverken entblösstes Städtchen
mit einer Burg im Urbinischen. Auf der Höhe eines" Ber-
ges gelegen, bietet es eine reizende Aussicht über Reben-
und Olivenhügel, durch die sich die aus den Seiten des
Berges entspringenden Flüsse Isaurus und Apsa durchwinden,
bi fernhin zur Ebene von Pesaro und zum adriatischen
Meere. I-Iier lebte um die erste Hälfte des vierzehnten
Jahrhunderts ein gewisser Sante , von welchem seine
Nachkommen den Familiennamen del Sante oder Santi er-
hielten. Späterhin, zu des Vasari Zeiten, übersetzte man
nach italienischem Sprachgebrauch, aus dem lateinischen
Sanctius, den Namen in Sanzio, wie-wir ihn nun (irriger
Weise) allgemein angenommen finden. Wir wissen von dem
alten Sante nur so viel, dass er einen Sohn Piero oder
Pietro hatte. Des Piero Söhne hiessen Luca und Peruz-
zolo; ersterer starb schon ums Jahr 1436, letzterer hei-
rathete um 1418 Gentilina, die Tochter des Antonio Urbi-
nelli, und zeugte mit ihr einen Knaben, den er Sante
nannte, und zwei Töchter mit Namen Jacopa und Fran-
1) Siehe Anhang I den Stammbaum der Familie Santi und die
darauf bezüglichen Documente. Der Taufname Sante kömmi i" je"
nen Gegenden noch öfters vor.
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