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Zierungen, worin er sich besonders einen grossen Ruf er-
worben, Auch seine Darstellungen von Kinderspieleil sind
voll Anmuth, wie z. B. der Fries in einem der Zimmer
der Villa Madama, oder die vier 'l'apeten, welche als Ra-
faefs Erfindungen vom Meister mit dem Würfel gestochen
worden sind ln allen seinen Werken erfreut die wahre
und doch breite Behandlung der verschiedenartigsten Na-
turgegeustände, die schöne Anordnung und der heitere Sinn.
Polidoro Caldara da Caravaggio war ein von dem vor-
hergehenden Schüler Rafaefs sehr verschiedenes Talent,
welcher eine ganz andere Richtung, obgleich auch d.ec0-
rativer Malerei in Aufnahme brachte. Bekanntlich hatte er
sich als Maurerjunge in der Schule Rafaefs herangebildet
und dann in Gemeinschaft mit einem jungen ilorentiner
Maler Namens Maturino, der ganz dieselben Anlagen, wie
er besessen zu haben scheint, viele Facaden der Häuser in
Rom mit grau in Grau gemalten, oder auch farbigen Fres-
comalereien geschmückt. Sie stellten meist friesartige, my-
thologische oder antikhistorische Gegenstände dar, in wel-
chegäPolidoro und Maturino eine eben so frische und gross-
artige Darstellungsweise entwickelten, als sie bewwlndrxlngs-
würdig sind in der freien, malerischen Anwendung eines
gründlichen Studiums nach den antiken Bildwerken. Hierin
wurden sie kaum von Giulio Romano übertroffen. Da ihre
Malereien indessen allen Unfällen durch die Witterung aus-
gesetzt blieben, zum Theil auch übertüncht wurden, so
kennen wir des Polidoro Verdienst jetzt fast nur durch
Kupferstiche, welche in grosser Anzahl nach seinen Male-
reien an den I-Iäusern gemacht wurden. Weniger Geschick-
lichkeit erwarb er sich in der Ölmalerei, wie z. B. seine
Kreuztragung beweist, welche er in Messina gemalt und
die Vasari als sein vorzüglichstes Ölbild rühmt. Es befindet
sich nun im Museum zu Neapel unter N0. 223, und bestä-
tigt ausser obiger Bemerkung auch noch die schon oft ge-
machte Erfahrung, dass selbst schöne Talente, wenn sie
aus einer günstigen, ihre Kunst fördernden Umgebung ge-
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