Timoleu
Viii.
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worüber sich indessen nicht zu verwundern ist, da er noch
den tiefen Verfall der Kunst erlebend, erst im Jahr 1549
starb.
Timoteo Viti aus Urbino ist der dritte schon gebildete
Maler, Welcher 3'011 dem Genius RafaePs angezogen nach
Rom kam, und indem er unter seiner Leitung arbeitete,
dessen Schiller wurde. Malvasia l) theilt uns aus dem Ta-
gebuch des Francesco Franeia zu Bologna die Notiz mit,
dass Tirnoteo zu ihm in die Lehre kam, um das Gold-
sehmiedhandwerk zu erlernen. Nach einigen Monaten aber
that er ihn auf dessen Verlangen in den ohern Saal zu den
Malern, wo er bald grosse Fortschritte machte und nach
fünf Jahren nach Urbino zurückkehrte. Eins der ersten
Bilder, welches Marine Spaecioli, der Oheim seiner nach-
maligen Gattin, damals bei ihm bestellte, befand sich ehe-
dem im Dom zu Urbino. Es ist auf imgrundirte Leinwand
gemalt und zeigt in einem landschaftlichen Ielintergrund die
1) Felsina pittrice 1 p. 55.
1490. Adi 8 Luglio Timoteo Vite da Vrbino preso in nostra botega,
il primo Anno senza niente, per el segondo a rasone di sedis
fiorini a ogni trimestri, e al terzo et allri seguenti a fatture e
in sua libertä Pandare e lo stare cosi (Paccordo.
1491. Adl 2 Settembre [Vatti i conti, e saldato con Timoteo Yiti da
Vrbino di Commune accordia, vole fare il pictore, e perö posto
sü lo salone 007 g? altri (liscepoli.
1495. Ädi 4 Aprile partito il mio carn Timoteo. che Die le dia ogni
bene e fortuila.
Des Timoteo älterer Bruder, Pierantonio Viti, welcher nach An-
gabe des Vasari seinen Bruder nach Bologna" kommen liess, war ein
angesehener Arzt, der in Urbino in den Jahren 1492 und 1498 Gon-
faloniere war. Dem Pater Vernaccia verdanken wir folgende Notiz
über ihn: Pier Antonio Viti flglio di Bartolommeo fu poeta; e di
lui abbiamo veduto presse Gio. Maria Antonio Viti suo discendente
un capitolo in qnarta rima, in cui colla figura del giuoco delle carte
rappresenta quattro passioni delP animo; cioe l'amore, la speranzai
la gelosia, il timore. Er starb am 26. November 1500. Siehe
P. Luigi Pungileoni Elogio storico di Timoteo Viti. Urbino 1835.
p. 3. Die Nachrichten über diesen Maler enthalten, wenn auch nicht
viel, doch einiges Neue. Im Jahr 1501 heirathete er Girolama,
Spaccioli, Tochter des Guido. S. 9.