Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

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Mickel Angela und 
Rafael. 
so klar ausgesprochen. Hier haben wir also wieder ein 
Talent, das uns aus der ersten Quelle das frischeste WVas- 
ser entgegensendet. Er gräcisirt nirgends; fühlt, denkt, 
handelt aber durchaus wie ein Grieche. NVir sehen hier 
das schönste 'l'alent' zu eben so glücklicher Stunde ent- 
wickelt, als es, unter ähnlichen Bedingungen und Umstän- 
den, zu Perikles' Zeit geschah." 
Schelling in seiner akademischen Rede: „ Über das 
Verhältniss der bildenden Künste zur Natur", spricht sich 
über das Verhältniss unserer künstlerischen Dioskuren fol- 
gendermassen aus: 
„Durch Michel Angelo stellt sich die älteste und mäch- 
tigste Epoche der freigewordenen Kunst dar, jene, wo sie 
in ungeheuern Geburten ihre noch ungebändigte Kraft zeigt: 
wie nach den Dichtungen sinubildlichei- Vorwelt die Erde 
nach den Umarmungen des Uranos erst Titanen und l1im- 
melstürmende Giganten hervorbrachte, bevor das sanfte 
Reich stiller_ Götter hervorging. S0 scheinet uns das Werk 
des jüngsten Gerichts, womit als dem Inbegriff seineriKunst 
jener Riesengeist die Sixtinische IeIalle erfüllte, mehr an 
die ersten Zeiten der Erde und ihrer Geburten, als an ihre 
letzten zu erinnern. Nach den verborgensten Griuideil or-- 
ganischer, besonders menschlicher Gestalt hingezogen, 
vermeidet er das Schreckliche nicht; ja, er sucht es absicht- 
lich, und stört es in den dunkeln Werkstätten -der Natur 
aus seiner Ruhe auf. Mangel der Zartheit, Anmuth, Ge- 
fälligkeit wiegt er durch das Äusserste der Kraft auf, und 
erregt er durch die Darstellungen Entsetzen, so ist es der 
Schrecken, welcher der Fabel zu Folge der alte Gott Pan 
verbreitet, wenn er plötzlich in den Versammlungen der 
Menschen erscheint, Die Natur bringt in der Regel durch 
Sonderung und Ausschliessung entgegengesetzter Eigenschaf- 
ten das Ausserordentliche hervor: so musste in Michel An- 
gelo Ernst und tiefsinnige Naturkraft mehr denn Sinn für 
Anmuth und Empfindung der Seele walten, um das [Höch- 
ste rein plastischer Kraft in der Malerei neuerer Zeiten zu 
zeigen.    
 . . .   Nachdem die Schranken der Natur
	        
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