Majolicamalereien.
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den wielen Axifträgen, die ihm wurden, noch manches an-
gefangene: Staffeleigemälde in nur vorbereitetem Zustande
zurückliess, welches nachmals von seinen Schülern vollen-
det wurde. Auch treffen wir manche Bilder dieser Art in
Museen und bei Privaten, die sogleich als Rafaelisch an-
sprechen, aber näher betrachtet den hohen Forderungen
an den Meister der Meister nicht Genüge leisten. Nutzlos
wäre es indessen vermuthungsweise mehrere derselben hier
aufzuzählen; um so mehr, als im beifolgenden Verzeichniss
neben denen von RafaePs Hand, auch diejenigen eine Stelle
finden, welche nur zweifelhafte Ansprüche auf die Mitwir-
kung des Meisters zu machen berechtigt sind.
Noch dürfte es hier an seinem Orte sein, einen Ge-
genstand zu berühren, wozu sich bis jetzt keine Gelegen-
heit darbot, da er in der That ausserhalb dem Bereich der
Wirksamkeit Rafaefs liegt. Wir meinen nämlich die be-
malten Majolica- oder Porcellangefasse, wozu, wie behaup-
tet worden, Rafael nicht allein Zeichnungen gefertigt, son-
dern deren er mit eigenen Händen einige soll ausgeführt
haben. In Folge eines dem Malvasia unvorsichtig ent-
schlüpften Wortes, in welchem er Rafaeln einen 'I'öpfer
von Urbino nennt, ist indessen dieser Gegenstand mit grosser
Heftigkeit verhandelt worden und als Resultat hat sich her-
ausgestellt, dass erst nach Rafaefs Tod dessen Composi-
tionen nach den Kupfersticheil von Marc Antonio u. A. auf
Majolica gemalt wurden. Dieses geschah ÜCSOIIIIETS in der
Fabrik zu Pesaro unter lelerzogfGuidubaldo H, nachdem die-
ser im Jahr 1538 zur Regierung gekommen war'). Die
Meinung, dass Rafael von Urbino Zeichnungen zu solchen
Gefässexi gemacht, entstand wohl durch die Verwechslung
mit Rafael del Colle oder del Borgo, dem Schüler des Giu-
lio Romano, welcher für obige Fabrik viele Zeichnungen
gefertigt. Genga, der Maler und Bildhauer, hatte die
Oberleitlmg, Battista Franco und Girolamo Lanfranco wa-
1) Siehe über diesen Gegenstand: Giambattista Passeri da Pe-
Shro della Storia de' fossil] delP agro Pessarese. Bologna 1775- 4-
discorso sesto. Storia delle Pitture in Majolica p. 167.
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