Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

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Die 
Schlacht 
Cmzstantizfs. 
greifen die schon übermässig beladenen Kähne und bringen 
sie dem Vcrsiuken nahe; daraus entsteht nun unter ihnen 
selbst der schrecklichste Kampf verzweitlungsvoller Todes- 
angst. Nicht minder ergreifend sind die mannigfaltigen Epi- 
soden in dem erbitterten Schlachtgeiviihl: Was hilft es hier 
einem tapfern Streiter für Maxentius mit Heldenmuth zu 
kämpfen, da sein Pferd durch eine Lanzenwunde nieder- 
geworfen, ihn den Streichen seines Gegners blossgibt, der 
ihn am Iclaupte fasst und mit dem Dolche zu tödten im 
Begriff ist. Zwei Krieger, die sich vielleicht gemeinsam 
im Kampf gegen den Feind unterstützten, sieht man nun 
durch Wunden betäubt an den Rand des sehliipferigen 
Ufers gestürzt und ihre prachtvollen Leiber hülfios in die 
sie vcrschlingenden Fluthen gleiten. Ein alter Anführer, 
der mit Roms sieggewohnten Heeren wohl viele Schlachten 
mitgefoehten, wird hier vom Römer selbst im Kampf auf 
Leben und Tod zu Boden gestreckt; und um das Tragische 
der Begebenheit des Bürgerkrieges in vollem Licht zu zei- 
gen, sehen wir in einer unvergleichlich schön gedachten 
Gruppe, wie ein älterer Krieger den dahingesunkeneil Leich- 
nam eines jungen F ahnenträgers der feindlichen Partei auf- 
hebt und wehmuthsvoll in ihm seinen eigenen Sohn erkennt. 
Noch ist diese herrliche Composition überaus reich an an- 
dern eben so wahr, als poetisch gedachten Episoden, wie 
denn überhaupt das Bild als Darstellung einer Schlacht das 
ausserordcntlichste, an Gedanken reichste Werk ist, wel- 
ches je die bildende Kunst hervorgebracht hat. Alle Figu- 
ren sind voll Leben und Wahrheit, und tragen zur Ent- 
wicklung der Handlung bei. Aber trotz diesem Getümmel 
der Schlacht tritt doch der Hauptgegenstand klar hervor 
und zeigt in grossen Zügen den Sieg Constantids, des Strei- 
ters für die Kirche Christi, und den Untergang des Maxen- 
tius, der Stütze des Heidenthums. Auch im Einzelnen be- 
urkundet sich des Meisters hohe Weisheit, indem er, bei 
allen Schrecken des persönlichen Kampfes erbitterter Par- 
teien, nie das Grässliche, sondern nur das Tragische l1er- 
vorhebt und die Seele des Beschauers zu erhabenem Ernste 
stimmt.
	        
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