Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

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Die 
Verklärung 
Christi. 
sehen, sein verirrter Blick, das Aufschwellen der Muskeln 
und seine krampfhafte Bewegung. Nicht minder lebendig 
dargestellt sind der geängstigte, Hülfe suchende Vater, wel- 
cher mit ergreifender Geberde die Jammergestalt seines 
Kindes mit beiden Händen fassend vorhält, und die mitlei- 
denden Freunde. Besonders aber in die Augen fallend ist 
die schöne, mächtige Gestalt der im Vorgrund knienden 
Frau, welche nach dem Knaben hinzeigend, wie mit edelm 
Ziirnen und einem ergreifenden Schrei um Hiilfe fiir den 
Leidendeil, sich nach den Jüngern wendet. Einei- dersel- 
ben, welcher in den heiligen Büchern geforscht, scheint 
durch seine Geberde zu bezeugen, dass er nicht zu helfen 
vermöge. Eine noch ausgezeichnetem, wiirdigere Gestalt 
ist der Apostel in rothem Gewande, der "zuversichtlich hin- 
auf nach Christus zeigt. S0 sehr indessen auch in diesem 
Theil des Bildes das Dramatische der Behandlung hervor- 
gehoben ist und das Interesse des Beschauers in Anspruch 
nimmt, sc zieht doch der obere Thä (wenn man das Bild 
von der gehörigen Entfernung betrachtet) durch seine licht- 
volle Erscheinung. vor Allem das Auge auf sich und stellt 
sich als das Höchste und Wichtigste, als das wahre Licht 
der Welt dar. 
Andere hohe Eigenschaften des Werkes sollen später" 
im zweiten Theil noch hervorgehoben werden, einige dem- 
selben gemachte Vorwürfe ihre Entgegnung finden, wo dann 
auch die zwei dem Bilde der 'I'ransfiguration beigefügten 
Figuren anbetender Diaconen zur Sprache kommen werden. 
Hier stehe nur noch Folgendes die allgemeine Auffassung 
des Gegenstandes betreffend: So ehrenwerthe Vorbilder 
auch" Rafael in der alt-typischen, symbolischen Darstel- 
lungsweise der Verklärung Christi vor Augen kann gehabt 
haben, an die er sich auch strenge gehalten, o hat er die- 
selbe doch mit uniibertroflener Meisterschaft behandelt und 
das höchste Ideal, welches der menschliche Geist sich bild- 
lich zu vergegenwärtigen vermag, vollkommener als irgend 
ein anderer Meister der Kunst erreicht. Im untern Theile 
hingegen, als dem Gegensatz zum Himmlischen, hat er
	        
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