Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

Der 
Violinspiele-r. 
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Ganzen!  In diesem Bild der drei Portraite erkennen 
wir besonders in dem mittleren des Papstes den Wis- 
senschaft , Kunst und Pracht liebenden Fürsten, den 
schlauen Staatsmann und doch wieder den wohlwollenden 
Menschen, der durch die Macht seines Geistes über die 
Leiden seines unbeholfenen Körpers und die vielfach ihm 
von seinen Feinden zugefügten Kränkungen sich zu erheben 
wusste. Überraschend ist in dem Bilde auch die täuschende 
Nachahmung der Einzelheiten, z. B. des rothen Sammts mit 
der etwas verbrauchten Pelzbesetzung, der Lupe, der sil- 
bernen, mit eghobener Arbeit verzierten Klingel, des Ge- 
betbuchs mit den Miniaturen, des Glanzes des goldenen 
Sesselknopfes, worin sich das Fenster und Anderes der 
Umgebung spiegeln. Alle diese Gegenstände sind so wahr 
in der Wirkung, dass es nicht möglich ist darin weiter 
zu gehen, und da damals diese Art der Kunstfertigkeit 
noch etwas Neues war, so ist es begreiflich, wie Federieo 
Zucchero sagen konnte l), der Kauzeleipräsident Baldas- 
sare 'l'urini sei durch das Gemälde so getäuscht worden, 
dass er vor ihm hingekxiiet und Feder und 'l'inte ge- 
reicht habe, um den Papst einige Bullen unterschreiben zu 
lassen.  
Weniger auf 'l'äuschung berechnet, aber köstlich ge- 
malt und im höchsten Grade anziehend durch die Anmuth 
und Schönheit der dargestellten Person ist jenes jugend- 
liche Portrait eines Violinspielers 2) , jetzt im Palast 
Sciarra Colonna in Rom. Es ist mit der Jahrszahl 1518 
bezeichnet; wen es aber vorstellt, konnte bis heute nicht 
mit Sicherheit ermittelt werden; doch ist höchst wahrschein- 
lich, dass wir in ihm das Bildniss des Andrea Marone aus" 
1) L'Idea de? scultori, pittori etc. Lib. II Cap. 6. Ähnliches 
sagt er von einem Portrait Karl V, von Titian gemalt, vor dem 
sein Sohn Philipp II sei stehn geblieben, um über Geschäfte mit, ihm 
zu reden. 
2) Cantatore alla viola, Improvisator, der seine Gesänge mit 
der Bratsche begleitete. Castiglione im Cortegiano Lib. I rühmt das 
cantare alla Viola als die angemessenste Weise seine Geschicklich- 
keit. in der Musik zu zeigen.
	        
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