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Grosse
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Illavrgctrelhu.
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Verkürzung, dass der Blick nicht auf den Bösen, sondern un-
widerstehlich nach der göttlichen Gestalt des Erzengels hin-
gelenkt wird. Wollten wir nun fragen, wariim Rafael
grade diesen Gegenstand für den König Franz gemalt, so
liegt die Verläiuthung nahe, dass er in Bezug auf den fran-
zösischen Orden des h. Michel entweder vom König den
Auftrag dazu erhalten, oder selbst ihn sich gewählt, dabei
iielleicht des S. Georg gedenkend, den er in seiner Jugend
für den König von England in Bezug auf ähnliche Verhält-
nisse gemalt.
Beim Empfang des Gemäldes war der lebhaft empfin-
dende König von der Schönheit des Kunstwerkes aufs höchste
entzückt und belohnte den Künstler auf so königliche Weise,
dass Rafael ihm einen Beweis seiner Erkenntlichkcit geben
zu müssen glaubte. Er entwarf daher die Zeichnung zu
einem grossen Bilde der heiligen Familie und führte es das
Jahr darauf mit Ilülfe des Giulio Romano aufs sorgfaltigstc
aus. Die heilige Jungfrau empfängt huldvoll das ihr aus
der Wiege entgegenspringende Christkind, während Elisa-
beth, neben ihm kniend, im Bewusstsein der Vcrheissuilg,
den kleinen Johannes zur Anbetung des göttlichen Kindes
anleitet. Joseph, in seinen Mantel gehüllt, schaut; nachden-
kend auf die liebliche Scene m"; zwei himmlische Boten
oder Schutzengel aber bezeugen ihr Entzücken, und ihre
Verehrung, indem sie duftende Blüthen über die Scene her-
abstreuen. ln diesem prachtvollen, dem königlichen Kunst!
freunde bestimmten Gemälde bewährte auch Rafael sich als
wahrhaft; königlichen Künstler: Denn erfreuten uns in früs
hern, der Privatandacht bestimmten Bladonnenbiltlern des-
sen tiefe Gemüthliehkeit, so müssen wir hier Rafaefs rei-
chen Genius bcwtlndern, der sich im Geiste erhebend, dem
Gegenstand eine eigene, von hhnmlischeln Jubel begleitete
Würde zu verleihen wusste.
Mit dieser grossen heiligen Familie kamen zugleich noch
einige andere Gemälde nach Frankreich. S0 eine heilige
Margaretha, welche Rafael wahrscheinlich in Beziehung auf
den Nalllell der Schwester Franz I zu malen den Auftrag
erhalten. Die Heilige schreitet hier siegreich über den