Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

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des 
Badezimmer 
Carcl. 
Bibicwza. 
wir hier bald reissende Thiere, welche friedliche erwürgen; 
bald weibliche Gestalten in Wagen, welche fortstürmende 
Pferde und Stiere zügeln; endlich vier Amorine in verschie- 
denen Lagen. Am obcrn Theil der Wände, neben dem 
Fenster und den drei Nischen sehen wir in sieben Feldern 
eben so viele Anspielungen auf den Sieg der Schönheit und 
der Liebe  Während im Himmel Kronos die Fortpflanzung 
des zerstörenden Geschlechts seines Vaters Uranus unmög- 
lich macht, und nun das goldene Zeitalter erblühen kann, 
sehen wir Venus, die Göttin der Schönheit und Liebe, aus 
dem Schaume des Meeres erstehen. Es ist eine reizende, 
anmuthreiche Gestalt, die in jugendlicher Frische dem al- 
les crniihrenden Elemente entsteigt, selbst ein Bild des ge- 
sundesten, reinsten Lebens. Weiter sehen wir die Göttin 
sehr bewegt mit Amor die Wogen des lebensvollen Meeres 
auf dienenden Seeungeheuern durchziehen; dann aber wie 
sie vom Pfeil der "Liebe verwundet dem bei ihr stehenden 
Liebesgott selbst ihre Leiden klagt. Von grosser Schön- 
heit in der Bewegung ist auch Venus, wie sie sich einen 
Dorn aus dem Fuss zieht, wobei sie die ursprünglich weisse 
Rose mit ihrem Blut bespritzt, die hiedurch in eine rothe 
verwandelt wird. Diese vier Darstellungen tragen ganz das 
Gepräge von RafaePs Genius, der hier in schönen Formen 
und mannigfach bewegten Gestalten einen wunderbaren 
Reiz des Lebens entwickelte. Aber grade dieses Leben in 
harmonischer Bewegung ist es, was abgesehen von aller 
weitern Bedeutung, schon an sich einen eigenen Zauber 
auf jeden Menschen ausübt. Erfreut er sich ja schon im 
Leben der Natur an der Bewegung des rauschenden Baches, 
der stürzenden Wasserwogen, wie an dem wechselvollen 
Spiele der Kinder. Die Betrachtung der Bewegung erregt 
in uns die Empfindung des Lebens, wie wir im Gegentheil 
vor dem Erstarrten zurückbebeil. Es ist die vom Geiste 
zur Belebung durchströmte Natur, die allein erfreut und 
zur Hoffnung eines beglückenden Zieles erhebt.  Einen 
sehr verschiedenen Charakter tragen die drei andern Bilder 
in dem Badezimmer, von denen zwei von Giulio Romands 
Erfindung zur üppigen Lust neigen, und Syrinx von Pan
	        
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