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des
Badezimmer
Carcl.
Bibicwza.
wir hier bald reissende Thiere, welche friedliche erwürgen;
bald weibliche Gestalten in Wagen, welche fortstürmende
Pferde und Stiere zügeln; endlich vier Amorine in verschie-
denen Lagen. Am obcrn Theil der Wände, neben dem
Fenster und den drei Nischen sehen wir in sieben Feldern
eben so viele Anspielungen auf den Sieg der Schönheit und
der Liebe Während im Himmel Kronos die Fortpflanzung
des zerstörenden Geschlechts seines Vaters Uranus unmög-
lich macht, und nun das goldene Zeitalter erblühen kann,
sehen wir Venus, die Göttin der Schönheit und Liebe, aus
dem Schaume des Meeres erstehen. Es ist eine reizende,
anmuthreiche Gestalt, die in jugendlicher Frische dem al-
les crniihrenden Elemente entsteigt, selbst ein Bild des ge-
sundesten, reinsten Lebens. Weiter sehen wir die Göttin
sehr bewegt mit Amor die Wogen des lebensvollen Meeres
auf dienenden Seeungeheuern durchziehen; dann aber wie
sie vom Pfeil der "Liebe verwundet dem bei ihr stehenden
Liebesgott selbst ihre Leiden klagt. Von grosser Schön-
heit in der Bewegung ist auch Venus, wie sie sich einen
Dorn aus dem Fuss zieht, wobei sie die ursprünglich weisse
Rose mit ihrem Blut bespritzt, die hiedurch in eine rothe
verwandelt wird. Diese vier Darstellungen tragen ganz das
Gepräge von RafaePs Genius, der hier in schönen Formen
und mannigfach bewegten Gestalten einen wunderbaren
Reiz des Lebens entwickelte. Aber grade dieses Leben in
harmonischer Bewegung ist es, was abgesehen von aller
weitern Bedeutung, schon an sich einen eigenen Zauber
auf jeden Menschen ausübt. Erfreut er sich ja schon im
Leben der Natur an der Bewegung des rauschenden Baches,
der stürzenden Wasserwogen, wie an dem wechselvollen
Spiele der Kinder. Die Betrachtung der Bewegung erregt
in uns die Empfindung des Lebens, wie wir im Gegentheil
vor dem Erstarrten zurückbebeil. Es ist die vom Geiste
zur Belebung durchströmte Natur, die allein erfreut und
zur Hoffnung eines beglückenden Zieles erhebt. Einen
sehr verschiedenen Charakter tragen die drei andern Bilder
in dem Badezimmer, von denen zwei von Giulio Romands
Erfindung zur üppigen Lust neigen, und Syrinx von Pan