Palast
Pdndolfini.
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kann jetzt mit Sicherheit nicht mehr angegeben werden.
Am meisten Wahrscheinlichkeit hat die Angabe, dass jene
iiiichtige Skizze Rafaefs zu einer Kirchenfziqade, ehedem
im Cabinet Crozat, jetzt in der Sammlung des Erzherzogs
Karl in Wien, uns dessen ersten Entwurf zeigt. Dierdrei
Irlaupteingänge liegen in einer tiefen, von drei grossen
Bogen gebildeten Vorhalle; zu den Seiten erheben sich
zwei 'l'hi'1rme von drei Geschossen mit gekuppelten Säulen
geziert und von einer hohen Spitze gekrönt, die von vier
kleinern Pyramiden auf den Ecken umgeben ist. Der Gie-
bel des Mittelschiifes, mit einem grossen runden Fenster,
wird von geschwungenen Strebepfeilern gehalten, wie diese
bei den Kirchen aus dem 15. J ahrlumdert in Florenz gewöhnlich
vorkommen. Es ist ein reicher, in der Wirkung malerisch
gehaltener Plan, der mehrere Eigenthiimlichkeiten Rafaefs
zeigt, so dass kein Zweifel ist, er rühre von ihm her. In-
dess enthält er keine Angabe, zu welchem Zweck er ent-
worfen wurde. _
Während seines Aufenthalts in Florenz fertigte Rafael
noch zwei Pläne zu Privatwohnungen, die zu den schönsten
gehören, welche das an schönen Häusern und Palästen
so reiche Florenz besitzt. Für Giannotto Pandolfini, Bischof
von Troja, machte er den Plan für ein Haus in der Strasse
S. Gallo, jetzt der Gräfin Nencini gehörig. Die etwa 70
Fuss breite Fagade nach der Strasse zu hat vier Fenster
in der Breite, welche abwechselnd spitze und bogenförmige
Giebel decken und an dem Erdgeschoss von toscanischen,
eine Stiege hoch von ionischen Säulchen bekleidet sind. Die
stark vortreteuden Balustrailexi der oberu Fenster stehen auf
dem eben so weit vorstehenden Gesims des untern Stock-
werks. Die Fagade nach Hof und Garten hat einfachere
Feusterbekleidilngen, und unten eine schöne Loggia von etwa
36 Fuss Breite, deren drei Bogen von zierlichen Säulen
getragen werden. Ihre Capitäle schmücken Delphine und
Blätterwerk. Das Haus "krönt ein reiches Gesims ioni-
scher Ordnung. Rafael hatte die Ausführung seines Plans
dem Gio. Fraucesco da San Gallo übergeben; da dieser aber
im Jahr 1530 starb, führte sein Bruder Bastiano Aristot-ile