Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

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Fagade für 
Loremo. 
bendigen Gefühl für Einheit in einem Kunstwerk erlaubte, 
war, dass er die in einem Altarblatt darzustellendeil Perso- 
nen in eine gegenseitige Beziehung zu bringen suchte. Durch 
die Wahl des Gegenstandes dieser Tapete für den Altar 
wurde zugleich für eine Darstellung gesorgt, welche in der 
römisch katholischen Kirche auch für die der heiligen Drei- 
einigkeit gilt, und der sie einen besondern Cultus widmet. 
Auf diese Weise ist sie als der Brennpunkt der ganzen 
göttlichen Führung des Menschengeschlechts anzusehen, 
welche den Inhalt der Malereien in der SlXÜIIiSClICII Ca- 
pelle bildet.  
Während Rafael mit solchen grossartigen Arbeiten be- 
schäftigt war, liess ihn Papst Leo X, der sich im Winter 
von 1515 auf 1516 in Florenz befand, dahin abrufen, in_ 
dem er den Plan gefasst hatte, die von seinen Vorfahren 
durch Bruneleschi erbaute Lorenzkirche mit der noch feh- 
lenden Faeade zu versehen. Der Papst wollte hiezu den 
Rath der besten Architekten Italiens einholen; er liess da- 
her nicht nur Rafael, ondern auch Baccio d'Agnolo, Gill- 
liano da Sau Gallo, Andrea und Jacopo Sansovino und 
'Michel Angelo Entwürfe dazu einreichen. Von allen sollte 
das Beste gewählt werden, oder vielmehr er verlangte, dass 
die Architekten sich untereinander verständigen und einen 
Entschluss über den zu wählenden Plan fassen sollten. Al- 
lein Michel Angelo wollte für sich schlechterdings keine 
Einmischung der Andern zulassen, sprach sich darüber mit 
Bestimmtheit aus, und veranlasste, dass sich die Sache in 
die Länge zog. Als er es endlich durchsetzte, allein 
mit dem Bau der Faeade beauftragt zu werden, verlangte 
der Papst, dass er den dazu nöthigen Marmor statt von 
Carrara aus einem Marmorbruch im Florentinischen nehme, 
zu welchem aber erst eine Strasse musste gebaut werden. 
Darüber vergingen mehrere Jahre; das für die Vollendung 
der Kirche bestimmte Geld wurde grossexitheils zersplittert, 
spätere politische Ereignisse verschlangen das Übrige, und 
so ist es gekommen, dass bis auf diesen Tag die Kirche 
S. Lorenzo in Florenz noch der Fagade ermangelt. 
Welchen P1311 Rafael für die Kirchenfaeade entwarf.
	        
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