Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

zu 
Cartons 
den 
Tapefen. 
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Pauli Predigt zu Athen. Dieser Gegenstand hat dem 
Talente Rafaefs Gelegenheit'gegeben den grössten Reich- 
thum der Charakteristik zu entfalten. im Areopag auf Stu- 
fen stehend, predigt der Apostel vor dem versammelten 
Volke. Er ist eine unübertroffene Gestalt im Charakter 
himmlischer Beredtsamkeit. Man fühlt gewissermasseu die 
Macht seines Wortes, so gewaltig, voll innerer, tiefer Über- 
zeugung steht er da, die Hände und den Blick erhoben, 
als wolle er den Himmel zum Zeugen der ausgesprochenen 
Wahrheiten nehmen. Überaus lebendig sind auch die ver- 
schiedenen Parteien dargestellt: Gläubig und voll Freudig- 
keit steigt Dionysius Areopagita von seiner Gattin Damaris 
begleitet, herauf zum Prediger des göttlichen Wortes. Auf- 
merksam geworden auf die schöne Rede, aber zweifelnd 
steht gegenüber ein wohlgenährter Epictiräer, neben ihm 
der stolze, sich selhstgenügende Stoiker. Im streitenden 
Geschwätz unter sich begriffen, sitzen die Sophisten, wäh- 
rend die Aufmerksamkeit anderer Männer aus dem Volke 
sich verschiedenartig ausdrückt. Es ist in gewisser Ilinsicht 
eine Darstellung im Kleinen von der Stellung des Christen- 
thums in der Welt gegenüber den Menschen sowohl in je- 
ner Zeit, als auch zu der des Rafael und der unserer Tage. 
Paulus im Gefängniss. Der Apostel war, um der Lehre 
Christi willen, die er zu Philippi predigte, mit Silan in den 
Kerker geworfen worden. Um Mitternacht aber, als beide 
beteten und Gott lobten, bewegte ein Erdbeben das Ge- 
fängniss, so dass alle Pforten anfsprangen und die Ver- 
künder des Wortes ihrer Bande ledig wurden. Dieser Au- 
genblick ist hier dargestellt. Um das lürdbeben anzudeuteu 
zeigte liafael in der Tiefe des Erdreichs die allegorisehe 
Figur eines riesenhaflen, starken Mannes, der mit. seinem 
breiten Bücken die Veste des Grundes erschüttert. Diese 
'l'a1iete, welche neben dem Sängerchor hing, ist die schmalste 
in der Reihenfolge, indem sie nur vier und einen halben 
Fuss Breite misst.  
Vergegenwärtigen wir uns noch mit einem Blick den 
allgemeinen Charakter der Darstellungen aus der Apostelge- 
schichte, so müssen wir erstaunen über die grossartige An-
	        
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