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Cartons zu
den
Tapeten.
weisen des Paulus entgegenzusetzen?" Die Anwesenden
aber blicken erstaunt bald nach dem Zauberer, bald nach
dem Glaubenshelden Paulus hin. Rafaefs tiefe hlenschen-
kenntniss zeigt uns hier auf eine mannigfache Weise die
Wirkung göttlicher Kraft: In dem gotterftilltezt Apostel die
erhabene Wiirde, welche nur tiefe Überzeugung geben kann;
in Sergius den nach Wahrheit strebenden Mann, der, wenn
sie ihm offenbar wird, sich ihr zu ergeben geneigt ist, und
hier, von dem Zeichen ergriffen, sich von allen Zweifeln
befreit findet; in den entgegenstrebeltdexi Geistern sehen
wir dagegen verhaltenen Grimm, in den gemeinen nur das
Anstarren des äusseren Zeichens; in dem erst kurz zuvor
noch so frevelmtithigen Zauberer aber zeigt sich ganz die
schwer auf ihm ruhende Last, welche göttliches Ziirnen
über ihn verhängt.
Paulus und Barnabas in Lystra. Der Apostel der Hei-
den hatte einen Lahmen in Lystra geheilt, weshalb das
Volk die Jünger Christi für Götter, für Jupiter und Mer-
cur hielt, und die Priester auffordert-e ihnen Stiere und
Widder zu opfern. Als die Apostel dieses wahrnehmen,
zerreissen sie ihre Kleider, vermögen aber kaum das Volk
von seinem Vorhaben abzubriltgen. Es ist schon öfters be-
merkt worden, dass die Gruppe des Opfers einem antiken
Basrelief entnommen ist; wer möchte den Meister darum
tadeln? Sicher konnte er diesen Theil seines Gegenstan-
des dem antiken Gebrauche nicht getreuer darstellen. Aber
lauf eine bewundrungswviirdige Weise wusste Rafael gleichfalls
in den Figuren der Apostel und des geheilten Lahmen, der dan-
kend sich nach Paulus wendet, so wie in einem Alten, der ver-
wundert dessen nun. hingeworfene Krücken und dessen geheil-
ten Beine betrachtet, dem Jüngling, welcher den Opferer von
seinem Vorhaben znriickhält, und dem Ausdruck des Zorns in
einigen Köpfen des Volkes, den llauptmomextt der Begebenheit
mit ihrer nächsten Vergangenheit und Zukunft in wenigen be-
deutungsvollen Ziigen zur Atlschaunng zu bringen.
1) Abgebildet auf Tab. X in Pietro Santi BarLoli Amiranda
Romanorum etc. 1793. Es ist wohl dasselbe, welches sich nun in
der Sammlung der Bibliothek zn Mantna befindet.-