Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

den 
zu 
Carlons 
Tapeten. 
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Christi, die Verehrung und Demuth, welche sich höchst 
energisch in Petrus, milder in Andreas ausspricht, und die 
Anstrengung der Gehiilfexl das Netz vollends in das Schilf 
zu ziehen, sind hier so wahr und einfach dargestellt, dass 
das Bild zur Erzählung wird.  
Weide meine Schaafe. Diese Worte Christi nach sei- 
ner Auferstehung, die er nach dreimaliger Frage: „Sim0n 
Jollanna hast du mich lieb?" an den Apostel Petrus im 
Beisein der andern Jünger richtet, sind der Gegenstand 
des zweiten Bildes." Christus auf diese Weise dem in feu- 
riger Anbetung vor ihm knienden Petrus seine Heerde an- 
empfehlend und ihm die Oberleitung übergebend, ist eine 
überaus würdige Gestalt.  ln den dabei stehenden Aposteln 
sehen wir bei dieser Auszeichnung die verschiedenartigsten 
Alfecte ausgedrückt: im Johannes anbetende Verehrung, in 
einigen andern Jiingern Erstaunen, in noch andern gekränkte 
Eitelkeit. 
Die Heilung des Lahmen. iDie Apostel Petrus und Jo- 
hannes gingen zum Gebet in den Tempel, da lag ein Mann, 
der lahm von Kindesbeinen an hier Almosen sammelte, und 
auch die Apostel darum ansprach. Die Jünger aber sahen 
ihn an, und Petrus sprach:  Silber und Gold habe ich 
nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: im Namen 
Jesu Christi von Nazareth, stehe auf und wandle." Und 
griff ihn bei der Rechten, und richtete ihn auf. In dieser 
Darstellung ist der Ausdruck des Ernstes und der höhern 
Überzeugung in Petrus, und der der freudigen Erwartung 
des Lahmen so lebendig dargestellt, dass man ergriifen 
wird, als sei man Zeuge der Begebenheit selbst. Bewund- 
rungswviirdig ist auch die hohe Kunst, mit welcher Rafael 
in den misgestalteten Figuren dieses und des sich herbei- 
schleppenden Krüppels, durch grossartige Wahrheit und 
den sprechenden Ausdruck ihrer tief bewegten Seelen, die 
menschliche Wiiirde so zu heben wusste, dass wir das Iläss- 
liche ihrer Formen übersehen können: Wir empfinden die 
Übermacht des Geistes über die irdische Beschränktheit- 
Auf andere Weise anziehend sind viele der Gestalten unter 
dem Volke, besonders einiger schönen Weiber mit Kin- 
l. 18
	        
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