Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

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Die 
Aussclnniickung 
Loggien. 
d er 
buntem Teppich darstellten. Auf diese Weise nahm Rafael 
zur Verherrlichung des Vaticans die verschiedenen Zweige 
der bildenden Künste in Anspruch, weckte ein munteres 
Leben unter den jüngern Künstlern, die freudig einem je- 
den Wink ihres geliebten Meisters folgten und hiednrch 
zu höherer Entwicklung gefördert unrden. So entstand in 
kurzcr Zeit, wie durch einen Zanberschlag hervorgerufen, 
eine der grössten Zierden des Palastes, die von unvergleich- 
licher und so überwältigender Wirkung war, dass nach 
mehr als 300 Jahren und grossen Unbilden, welche das 
Werk erlitten, es jetzt noch unübertroffen dasteht und stets 
neue Bewundrung erregt. 
Es ist anzunehmen, dass es im Plan Rafaefs lag auch 
noch die andern Loggien desselben Geschosses auszuschmücken, 
und, ausgehend von der letzten Darstellung aus dem neuen 
Testament, nun auch die Apostel- und Heiligengeschichten 
zur Anschauung zu bringen. Aber sein frühzeitiger Tod 
verhinderte ihn an der Ausführung, und als unter Gre- 
gor XIII der von Vasari so gepriesene Ornamentenmaler l) 
Marco da Faenza die zweite Reihe der Loggien ausmalte, 
zeigte sich nur zu auffallend, sowohl wie schnell der gute 
Geschmack gesunken war, als bis zu welcher Höhe der 
Schönheitssinn Rafaefs ihn im Zeitalter Leo X gesteigert 
hatte.  
Mussten wir in der Ausschmückimg der Loggien das 
sinn- und phantasiereiche Talent des Meisters bewundern, 
so zeigt sich uns Rafaefs Genius doch noch weit überle- 
gener in den Darstellungen aus der Apostelgeschichte, wel- 
che er für zehn 'l'apeten für die Sixtinische Capelle in co- 
lorirten Cartons ausführte. Bekanntlich hatte Papst Six- 
tus IV, der Erbauer der Capelle, sie schon mit Frescoma- 
lereien aus dem alten und neuen Testament durch die gräss- 
ten Meister seiner Zeit ausznschmücken begonnen, und Ju- 
lius II ihr durch die unvergleichlichen Deckengemälde von 
Michel Angelo eine Berühmtheit verschafft, welche sich 
bald durch ganz Europa verbreitete und selbst jetzt noch 
Im 
Leben 
Francesco 
des 
Primaticcio 
318.
	        
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