Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

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Die 
Loygiennuclereicn. 
sterverzierungen, Stuckarbeitcn und gemalte Grottesken 
übertrug Rafael dem Giovanni da Udine, welcher durch 
seine Studien nach 'l'hieren und Pflanzen für solche Arten 
der Ausschmückiulgen ein ausgezeichnetes Talent besass. 
Seine Skizzenbüchcr, welche jene Studien enthielten, er- 
schienen selbst dem Meister so anziehend, dass er öfters 
zur Erholung sie mit dem grössten Vergnügen zu betrach- 
ten pflegte. Einstens nun besuchten beide Künstler zusama 
men einige neue Ausgrabungen in den Bädern des Titus, 
welche schon theilweis seit dem Jahr 1506 zugänglich ge- 
macht worden waren, und erstaunten über die Frische und 
Schönheit der Stuckarbeiten, der kleinen Bilder und der 
gemalten Ornamente, die wir noch heute daselbst zu be- 
wundern Gelegen] ft haben. Besonders war Giovanni da 
Udine ganz entzüöäi davon, zeichnete vieles und liess nicht 
nach, bis dass es ihm gelang, durch eine Mischling von 
'l'ravertinstaub und Marmorkalk Stuckarbeiten zu fertigen, 
welche den antiken an Schönheit "nicht xiachstandezi. Diese 
heuerworbene Geschicklichkeit seines Schülers benutzte nun 
Rafael bei der Aussehmückuiig der Loggien, indem er ihn 
mit seinen Angaben und Entwürfen unterstützte. Auf diese 
Weise entstanden jene berühmten Loggienmalereieh, die al- 
les übertreffen, was je in dieser Art ist ausgefilhrt worden. 
Denn nicht nur hat Rafael darin die biblischen Darstellun- 
gen in grossen, einfachen, aber lebendigen Zügen auf eine 
höchst ideale Weise behandelt, wie sie den alttestamentli- 
chen Gegenständen angemessen ist; sondern sein phantasie- 
reicher Genüis wusste auch dem heiteren Spiel der Orna- 
mente, so willkürlich sie auch beim ersten Anblick erschei- 
nen, eine gewisse Haltung und Beziehung zu den Haupt- 
bildern zu geben, wie wir dieses bei den antiken Male- 
reien, welche Vitruv so strenge tadelt, vergebens suchen 
würden. Nach der damaligen Anschauungsiveise. brachte 
Rafael die antiken Elemente zu den christlichen in eine 
gßWiSSß Beziehung, wie es schon Dante in seiner Göttlichen 
Comödie durch seine Zusammenstellungen gethän, und wie 
diese Weise auch in der Ausmalung des grossen Justizpa- 
lastes zu Padua durch Schüler des Giotto im Jahr 1410
	        
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