III Reinigungseid.
Leo's
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und musste die weitere Ausführung seinen Schülern über-
lassen. Nur für das päpstliche Zimmer machte er beson-
dere Studien und Cartons, und führte auch einen grossen
Theil derselben selbst in Fresco aus. Die Decke des Zim-
mers hatte Pictro Perugino mit Gruppen von Christus mit
de" Almstellh Hßiligen, Engeln und allegorischen Figuren
ausgemalt. Obgleich nun diese Darstellungen nicht im ge-
rmgstc" iPgCnd einen Bezug auf die von Rafael auszufüh-
renden Gegenstände haben, so gestattete es doch die Liebe
und Anhänglichkeit des dankbaren Schülers nicht, seines
Meisters Werke, gleich denen der, andern in den angren-
zenden Zimmern herunterschlagen zu lassen. Da nun Ra-
fael diese Malereien zum beständigen Zeugniss seiner dank-
baren Gesinnung stehen liess, so wollen auch wir, die Pie-
tät des edeln Künstlers ehrend, uns daran mehr erfreuen,
als wenn des grossen Meisters I-land die Decke im Zusam-
menhang mit den Ilauptbildern angemessener ausgeschmückt
hätte.
Rafael, der schon im zweiten Zimmer aus dem Leben
Leo's I die Entfernung des Attila in Anspielung auf die
Vertreibung der Feinde Italiens durch Leo X dargestellt,
sollte nun für dieses dritte Zimmer merkwürdige Ereignisse
zur Anschauung bringen, welche die Regierung zweier an-
dern Päpste mit Namen Leo ausgezeichnet und im Allge-
meinen eine Vorstellung von der päpstlichen Würde und
Macht zu geben geeignet wären. Das hier zuerst anzu-
fuhrende Gemälde ist dem Leben Leo lll entnommen, und
stellt dar, wie derselbe in Gegenwart Karls des Grossen
durch einen Schwur auf die Evangelien die Beschuldigun-
gen der Neffen des verstorbenen Papstes Had-rian l von
sich abweist. Der Frankenköilig hatte nämlich, nachdem
er den Papst geschützt, in der Peterskirche zu Rom viele
geistliche und weltliche Behörden versammelt, um die Sache
zu untersuchen und zu schlichten. Als er aber imßegriif
war die hehre Versammlung zu befragen, was sie von dem
Leben und den Handlungen des Papstes Leo dächten, liess
eine Stimme sich- vernehmen, dass es niemanden zukomme
den ßrStßll Sitz zu richten, worauf Karl aufhörte weiter zu
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